Ausgasung von Flammschutzmaterial / Gasblasen auf Teileoberfläche

  • Guten Morgen zusammen,

    als Neuling im Fertigungsverfahren des Spritzgießens befinde ich mich derzeit bei meinem Arbeitgeber seit Juni diesen Jahres in einem neuen Arbeitsverhältnis, erstmal ein "Hi!" in die Community!

    Zuletzt erhielten wir durch unseren Kunden eine Reklamation, da wir 2 Teile mit Blasen auf der Teileoberfläche ausgeliefert haben, die uns durchgerutscht sind. Ist nicht schön, es sind Teile, die für einen Automotive Kunden zum Einsatz kommen, an der Stelle, wo die Blasen aufgetreten sind haben Sie funktionell erstmal keine weiteren, negativen Auswirkungen.

    Während internen Besprechungen, und unserer Ursachenanalyse kam auf, dass es sich ja um ein Flammschutzmaterial handelt, dass wir hier einsetzen, welches uns von Kunden für das Teil vorgegeben ist, also können wir auch nicht so ohne Weiteres wechseln.

    Nun meine Frage an euch - Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit Flammschutzmaterialien gemacht, die vermehrt zu Ausgasungen, oder Blasenbildung neigten? Was brachte eine Abhilfe? Wie seid Ihr vorgegangen?

    Das genau Material habe ich nicht im Kopf, kann ich bei Bedarf noch nachliefern. Freue mich auf eure Antworten. VG, Alex

  • Ja, währe schon interessant zu wissen, um welches Material es sich handelt und bei welchen Verarbeitungsparametern diese Ausgasungen aufgetreten sein könnten.

    Wir kennen es eigentlich nicht, dass FR-Materialien unter normalen Fertigungsbedingungen derart ausgasen, dass sich "Blasen" bilden. Währe natürlich auch interessant zu wissen um welches Flammschutzsystem es sich handelt. Alles deutet eigentlich auf zu hohe Verarbeitungstemperaturen hin. Sei es durch zu hohe Beheizung oder auch durch Temperaturüberschreitungen durch zu hohe Scherung. Sonst würde das Flammschutzadditiv eigentlich nicht anfangen zu reagieren.

    Vielleicht sogar mal ein Foto einstellen.

  • Willkommen im Forum! :smiling_face_with_sunglasses:

    Ich kenne das Phänomen der Blasenbildung auch bei Compounds ohne Flammschutz.
    Also besser nicht voreilig die Schuld zuweisen.

    Wir hatten den Fall bspw. bei einem ungefüllten PBT.
    Eine Optimierung der Entlüftung war bei uns der Schlüssel zum Erfolg.

    Checkt doch mal, ob die Blasen nach der Werkzeugwartung (und Entfernung von Ablagerungen, welche möglicherweise durch den Flammschutz vermehrt entstehen!) noch in gleichem Maße auftreten.

    Viel Erfolg!

  • Die Frage ist auch: Wann treten diese Fehler auf? Sind die bereits in den Spritzteilen unmittelbar nach dem Spritzguss erkennbar oder treten sie erst bei bzw. nach einer Beschichtung auf (Galvanisierung/ Lackierung)?

  • So wie ich es aus der Produktion verstanden habe, ist das etwas, was "hin- und wieder" mal vorkommt bei angesprochenem Formteil, Fotos zu machen ist mir nicht möglich (Betriebsgeheimnis, Datenschutz).

    Das Material hat die Kennung "PA6 GF10 FR", es sind auch Einlegeteile bei diesem Teil mit vergossen, welche der Werker einzulegen hat, zwischen den Zyklen haben wir keine Zeitbeschränkung, oder ein Lichtsignal, was anzeigt, wann der nächste Zyklus gefahren wird.

    Nach ausführlichem Bericht an unseren Kunden hat dieser die Reklamation abgeschlossen. Es waren bei 3600 gelieferten Teilen 2 Teile, die Blasen hatten.

    Oberflächenbehandlung haben wir nicht. Verarbeitungsparameter passen soweit und liegen in der Range, die der Hersteller des Compounds vorgibt.

    LG

  • Verstehe die Reaktion nicht petersj

    Die Blasen waren unmittelbar nach dem Spritzen dort, wäre mir neu, dass nach dem Abkühlen der Formteile noch etwas "ausblüht". Klärt mich auf, bin wie geschrieben Neuling auf dem Gebiet in Einarbeitung.

    Wir vermuten tatsächlich auch, dass es Ablagerungen im Werkzeug sind, und haben als eine Maßnahme den Werkzeugreinigungsintervall reduziert, sodass wir zwar häufiger am Tag, je Schicht reinigen, allerdings (hoffentlich) weniger Schlecht-Teile haben.

  • Wenn die Einleger von Hand eingelegt werden und der Werker Zwischendurch Mal anderweitig beschäftigt war könnte es vielleicht durch eine zu lange Verweilzeit passieren.

    Die ersten 1-3 Anfahrteile nach einer Störung sind ja oft nicht in Ordnung

  • Nun, wenn der Kunde die zwei Ausschussteile als gegeben und als Standard akzeptiert und ihr offensichtlich wisst woher der Fehler kommt, braucht man doch nicht mehr weiter zu diskutieren.

    Erst wenn der Fehler wieder vermehrt auftritt, ist das Gejammer und die Hektik dann um so größer. Deshalb meine Reaktion.

  • Sind das echte Luftblasen? Also etwas was wie eine Seifenblase aus dem Artikel hochkommt? Wenn ja, ist es ein verschleppter Lufteinschluss. Durch die geringe Fehlerquote dürfte der Einleger leicht die Fließfront verändern und dazu führen. Sowas lässt sich nur mit einer kleinen Artikeländerung lösen. Man muss dazu aber wissen, wo dieser Lufteinschluss auftritt und weshalb er dann verschleppt wird.

  • Bei halbautomatischer Produktion und 2 fehlerhaften Teilen von 3600 sehe ich das Problem zuerst beim Personal: 1. Warum hat der Werker diese 2 Teile übersehen? 2. Hat der Werker noch mehr Teile aussortiert und nicht gemeldet? 3. Hat der Werker den Ausschuss nach Anweisung registriert, aber es wurde nicht ausgewertet?
    2 Teile Ausschuss von 3600 sind m.E. nicht besonders tragisch (Quote 0,0555555%), wenn sie registriert und ausgewertet werden, bevor der Kunde reklamiert! Der Fehler liegt also m.M.n. nicht nur in der Produktion, sondern vor allem einige Etagen höher!

  • Es könnte auch Restfeuchte sein.
    Wenn nicht ausreichend vorgetrocknet wird (wie es bei PA6 FR notwendig ist), kann sich Feuchte z. B. am Trichter anreichern und wird bei einem "zufälligen" Schuss mitgeführt. Beim Spritzgiessen kommt es dann zum Blistering Effekt. Die Restfeuchte verdampft unter Druck und Temperatur und hinterlässt eine Blase. Daher sind zufällig Teile betroffen. Der Effekt kann auch nachträglich beim Lackieren oder Galvanisieren passieren,
    Wenn es die Entlüftung wäre, wären alle Teile betroffen.

    Interessant wäre auch, ob die Blasen immer an der gleichen Stelle aufgetreten sind.
    Falls ja, hat dann 1u21 eher recht.

  • Zitat Please login to see this link.

    Die Blasen waren unmittelbar nach dem Spritzen dort, wäre mir neu, dass nach dem Abkühlen der Formteile noch etwas "ausblüht".

    Wenn das wirklich so war, warum wurden die Teile vom Werker nicht direkt ausgeschleust und entsprechend gemeldet? Das wäre dann nicht erst beim Kunden gefunden worden.

    Man kann so auch nicht sagen, ob es durch einen schlechten Spritzgießprozess zu den Blasen kam oder erst durch die nachfolgende Beschichtung. Ich denke, dass es durch die Handhabung des Einlegers passiert ist (fingerprints etc.). Sollte es erst nach der Beschichtung aufgetreten sein, kann es ebenso unmittelbar bei der Beschichtung (auch hier wieder die Handhabung) zustande gekommen sein. Aber wie schon gesagt: Bei zwei Fehlteilen am Ende der Produktion ist eine Ursache m.E. praktisch nicht mehr feststellbar.

  • Guten Morgen,

    Die Teile werden direkt nach dem Spritzen vom Werker aus der Maschine entnommen, i.d.R. sichtgeprüft, die Einlegeteile werden sichtgeprüft (nicht überspritzt), markiert und dann umgehend in das Packstück gelegt. Eine spätere Lackierung der Teile erfolgt nicht, sie bleiben wie sie sind.

    Sehe ich ähnlich, rein nur vom Fehlerbild auf eine Ursache zu schließen ist praktisch nicht ohne Weiteres möglich in diesem Fall. Wünschenswert wäre es selbstverständlich in jedem Fehlerfall eindeutig sagen zu können, auf Grund von X passiert Y, deshalb ist der Fehler entstanden - dass das fernab von der Realität ist, das ist mir klar. Das Kennen und Verstehen der physikalisch/chemischen Vorgänge hilft oft bei Fehler-/Ursachenfindung, aber löst nunmal nicht alle Probleme.

    Was ich für mich nochmal weiter verfolge ist der zuvor erwähnte "Blistering"-Effekt, und die verschleppte Luftblase.

    Danke auf jeden Fall für all eure Beiträge, und die erhellende Diskussion!

  • So wie ich es aus der Produktion verstanden habe, ist das etwas, was "hin- und wieder" mal vorkommt bei angesprochenem Formteil, Fotos zu machen ist mir nicht möglich (Betriebsgeheimnis, Datenschutz).

    Das Material hat die Kennung "PA6 GF10 FR", es sind auch Einlegeteile bei diesem Teil mit vergossen, welche der Werker einzulegen hat, zwischen den Zyklen haben wir keine Zeitbeschränkung, oder ein Lichtsignal, was anzeigt, wann der nächste Zyklus gefahren wird.

    [...]

    Ich kann euch aus eigener, leidvoller Erfahrung sagen, dass ihr hier definitiv etwas machen müsst. und sei es erst einmal nur, die Zeit zwischen den Teilen zu überwachen und auszuwerten, ob es hier eine Korellation gibt. Denn überzogene Verweilzeiten des Materials in der Schnecke kann definitiv ein Thema sein - aber ist keinesfalls die einzig mögliche Ursache.

    Wichtig wäre auch noch zu schauen, ob es wirklich nur im Schnitt <0,1% betroffene Teile sind oder ob ihr regelmäßig 1% und mehr niO-Teile aussortiert und diese nur nicht entdeckt wurden!

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