Transport KANBAN // Materialversorgung // Interne Materiallogistik // SAP

  • Hallo zusammen,

    mich würde interessieren, wie ihr den Transport vonMaterial, Verpackung, Fertigware usw. bei euch in der Fertigung organisiert.

    Im Moment arbeiten wir mit einer selbst programmierten AccessDatenbank, in der die Stammdaten zusätzlich neben dem SAP-System gepflegtwerden. Der Maschinenbediener muss somit nur an ein Terminal gehen und die SGMund das Produkt angeben und kann aus den Stammdaten auswählen was er benötigt.
    Der Materiallogistiker führt diesen Transport nun aus undmuss die Buchungen, die er in der Access Datenbank durchgeführt hat nochmalzusätzlich in SAP durchführen.
    Hiermit wollen wir in Zukunft jedoch nicht mehr arbeiten.

    Wir suchen nach Ideen, wie wir den Transport und dieBuchungen direkt in SAP durchführen können ohne jedoch dafür eine extraSoftware kaufen zu müssen.

    Vielen Dank im Voraus für eure Ideen undErfahrungsberichte!

    Gruß
    Sarah

  • Wenn das selbst programmierte gut funktioniert dann kann man doch sicher täglich einen Export an SAP schreiben. Jeden Tag um 2 (?) Uhr automatisch raus und um 3 (?) Uhr automatisch rein. Dann kennt SAP immer den Stand von gestern.

  • Hallo wichtelchen,

    leider funktioniert es nicht mehr gut, da wir viele technische Probleme damit haben und in Zukunft nicht mehr damit arbeiten wollen.

    Wie habt ihr das denn in eurer Fertigung organisiert?

    Gruß
    Sarah

  • Hallo Sarah,

    ich sehe zwei unterschiedliche Punkte in deiner Frage
    - Wie wird die Materialversorgung praktisch gemacht
    - Wie werden die Transporte erfasst (Bde) bzw wie wird es im System abgebildet.

    Aus meiner Sicht musst du zuerst die erste Frage beantworten und diese hängt sehr stark von euren Firmenspezifika ab. Kanban ist z.b. eine hervorragende Methode zur Versorgung bei gleichmäßigen Verbrauch. Für Materialien oder Halbzeuge mit stark schwankenden Verbrauch stößt kanban schnell an seine Grenzen ( viele Behälter, Versorgung muss in sehr kurzem Intervall durchgeführt werden).

    Ich habe verstanden dass es euch um das Granulat geht, auch um andere Bauteile oder Fertigteile.

    Die Abbildung im System ist ein zweiter Schritt der sich aus dem ersten Punkt ergibt. Ich kann dir gerne eine detaillierte Antwort geben aber die hängt sehr stark von den Gegebenheiten ab (Verbrauchsrate, Granulat, Halbzeug, Fertigteile, Schwankung im Verbrauch, Unternehmensgröße Gibt es eigene Personen oder macht es der Schichtführer...)

  • Hallo Polymeus,

    mir geht es speziell um das Transport Kanban-System. Also nur wie ausgelöst wird, dass das Material, wie Granulat, Verpackung usw. zur Maschine transportiert wird.

    An sich sind wir mit unserem System so zufrieden, außer dass es selbst programmiert ist und deshalb immer mehr Probleme bereitet. Access ist eigentlich nicht als so eine Datenbank vorgesehen. zusätzlich muss doppelt gebucht werden, wodurch ein unnötiger Mehraufwand entsteht.

    Wir haben ca. 50 SGMs in unserer Fertigung, auf denen zu 90% die gleichen Produkte laufen. Es geht hauptsächlich darum den Transport für den Nachschub auszulösen.
    Den Transport soll weiterhin der Maschinenbediener auslösen und nicht der Schichführer/leiter.

    Für eine detaillierte Antwort wäre ich sehr dankbar. Es wäre interessant zu hören wie andere Firmen/eure Firma ihre Fertigung organisieren, um selbst auf neue Ideen zu kommen!
    Falls eure Produktion einigermaßen ähnlich ist.

    Gruß
    Sarah


  • Bei Transport Kanban hast du aus meiner Sicht folgende Möglichkeit wie du es regeln kannst.

    Behälter lösen Verbrauch aus:
    Vor jeder Maschine stehen Z.B drei Behälter mit Material. Jede Stunde fahrt der Kanban Zug (Transport Mitarbeiter) einmal durch die Produktion und sammelt alle Behälter ein. Die Behälter werden in das Materiallager gebracht und lösen dort den Verbrauch automatisch aus. Der Mitarbeiter sieht die leere Schütte mit dem Kärtchen für das Material und füllt es auf. Der Kanban zug (kann auch ein Stapler sein oder ein Gefährt mit Anhängern ) nimmt in auf der nächsten Runde mit. Der Bediener muss den Transport gar nicht auslösen da dies automatisch durch den Verbrauch passiert.


    Die Parameter sind die Größe der Behälter, die Anzahl der Behälter und das Intervall in dem die Versorgung erfolgt. Es gibt Formeln wie du sie dir berechnen kannst.

    Kanban ist ein sehr einfaches system wie dir ein Mitarbeiter alle Maschinen versorgen kann und sich sonst keiner um das Material kümmern muss. Der Mitarbeiter im Materiallager Bucht es einfach auf den Auftrag sobald er es einfüllt. (Auftrag sieht er auf der Karte). Kanban selbst bräuchte es gar nicht aber ich nehme an du möchtest bzw musst erfassen wie viel Material auf welchem Auftrag verbraucht wird.

    Du kannst Kanban in sehr viel e Richtungen anpassen, wenn du kleine Schrauben in die Bauteile schraubst bieten sich Schachteln an wo die leere Schachtel den Verbrauch auslöst.

    In der Fertigung haben wir kein Kanban System da ein Großteil der Materialversorgung über Silos und eine zentrale Materialversorgung erfolgt.

    Da Kanban so vielfältig ist schlage ich vor du schreibst warum du glaubst dass es nicht funktioniert und ich sage dir wie du es adaptieren kannst. Ich finde das Thema sehr interessant da ich gerade berufsbegleitend Produktionswirtschaft als Ergänzung zu meinem Kunststofftechnik Studium studiere und mich dabei viel mit solchen Themen beschäftige.

    Das einfachste Kanban System der Welt:
    Du gehst an eine Bar und bestellst zwei Bier. Sobald ein Bier davon leer ist bringt dir der Kellner wieder ein Bier.

    Das Prinzip ist bei der Materialversorgung genau dasselbe.

    LG

  • So läuft es bei uns (nicht nur beim Spritzguss) auch: Behälter leer, "Linerunner" nimmt ihn mit und lässt ihn im Lager füllen, bringt dann voll zurück.

    Theoretisch funktioniert KanBan auch ganz ohne eigene Materialbuchung, indem euer Fertigungsauftrag für X Stück Produkt Y schon rechnerisch alles abbucht, unabhängig davon, wann genau es aus dem Lager entnommen wird. Setzt natürlich eine korrekte Verbrauchskalkulation, besonders bei nicht stückweise gezähltem Material voraus, inklusive "Verschnitt" (z.B. Spritzkuchen beim Spritzguss)


    Das einfachste Kanban System der Welt:
    Du gehst an eine Bar und bestellst zwei Bier. Sobald ein Bier davon leer ist bringt dir der Kellner wieder ein Bier.

    Das Prinzip ist bei der Materialversorgung genau dasselbe.

    LG

    Top Erklärung, muss ich mir merken! :thumbs_up:

  • Vielleicht muss ich noch ein bisschen weiter ausholen;)

    Das KANBAN-System haben wir bereits in unserer Fertigung eingeführt und es funktioniert auch gut. Hierbei ist zwischen Produktions-KANBAN und Transport-KANBAN zu unterscheiden.
    Das Granulat bzw. die Produktionsmischung für die SGM stellen wir selbst her. Hier haben wir auch klassische KANBAN-Karten an jedem Behälter. Wenn ein Mitarbeiter einen Behälter aus dem Lager nimmt wird die Karte in die Kanban-Tafel gesteckt und die Produktion wird dadurch ausgelöst. Hier haben wir auch keine Probleme.

    Das System für den Transport, was wir jetzt haben ist auch KANBAN, E-KANBAN. Nur nicht, dass der Materiallogistiker sozusagen einen MILK-RUN macht und stündlich durch die Fertigung fährt und Behälter bzw. Karten einsammelt. Das wird eben durch die Meldung vom Maschinenbediener elektronisch ausgelöst. Dieses hat den Vorteil, dass der Materiallogistiker direkt die Angaben zum Fertigungsauftrag und benötigtes Material hat und nur noch die Menge und Charge angeben muss. Der Transport wird dann direkt in SAP gebucht.
    Was auch noch wichtig ist. Wir haben nur einen Stellplatz an jeder Maschine für den Behälter der Produktionsmischung. Erst wenn der Behälter leer ist, soll der Transport ausgelöst werden. Durch mögliche Störungen usw. kann nicht genau vorhergesagt werden wann der Behälter leer ist. Wir haben dann noch einen Puffer von ca. 1-2 Stunden mit dem Material, das noch im Trockner vor der Maschine ist.

    Wie 03 1010 vorschlägt direkt alles auf den Auftrag zu buchen geht nicht, da wir z.B. noch nicht wissen, welche Chargen an die Maschine gehen werden.

    Vom Prinzip her haben wir also alles bereits sehr lean gelöst. Es geht nur um das System. Wir wollen nicht mehr mit dem selbst programmierten E-KANBAN System arbeiten, da es immer wieder abstürzt und jede neue Office Version wieder alles zum abstürzen bringen kann und Access eben nicht für so etwas vorgesehen ist.

    Deshalb würde mich interessieren, ob jemand noch mit anderen Programmen (Systemen) Erfahrung hat.

    Aber auch wenn jemand kein E-Kanban System hat interessiert mich auch trotzdem weiterhin, wie die Abläufe in anderen Firmen sind und welche Vor-und Nachteile ihr dabei seht.

  • Hallo Sarah,

    ich muss dir erst einmal gratulieren. Wenn ihr es im Unternehmen so wie beschrieben gelöst habt, habt ihr definitiv schon einen sehr guten Standard und seid vielen Unternehmen voraus.

    Wie kann ich mir die aktuelle Bedarfsauslösung durch den Mitarbeiter mittels Access vorstellen?
    Welche Daten werden dabei übertragen?

    Sind eure Spritzgussmaschinen bereits an einen Leitechner bzw. ein MES System angebunden?

  • Also in der Access Datenbank sind alle Maschinen aufgelistet mit den jeweiligen Produkten, die dort gerade laufen. In den Stammdaten ist hinterlegt welche Produktionsmischung, Einlegeteil, Verpackung usw. für das jeweilige Produkt benötigt wird. Sobald der Maschinenbediener sieht, dass sich etwas dem Ende zuneigt, geht er an ein Terminal in der Nähe, um den entsprechenden Bedarf auszulösen. Dadurch, dass die Stammdaten hinterlegt sind, kann der Maschinenbediener gar nicht erst etwas Falsches abrufen, da ihm nur das Material angezeigt wird, was für dieses Produkt benötigt wird.

    In einer anderen Maske der Access Datenbank werden dem Materiallogistiker dann die Transport-Bedarfe mit den Angaben zur Maschine, Material usw. angezeigt. Den Transport muss er dann allerdings nochmal separat in SAP buchen.

    Unsere Maschinen sind bisher an keinen MES System angebunden. Die BDE-Daten werden bisher manuell am Ende jeder Schicht erfasst. Aber ich denke, dass das nochmal eine andere Baustelle ist.

  • Bei uns wird der gesamte Materialverbrauch über SAP gebucht. Eingänge wie Ausgänge. Sogar der Farbmitteleinsatz (für die Extrusionsrezepte) läuft konsequent über SAP. Bei den Transporten wird das sogenannte Lagereinheitsetikett von den Materialdealern entsprechend gescant. Dadurch Weiß das System immer wie viel Material von welcher Charge noch vorhanden ist und bestellt dann ggf. auch automatisch nach. Gleiches bei den Farbmitteln. Die werden vor dem auswiegen (auch wenn es nur wenige mg sind) jedes Mal gescant und die Waage gibt die nächste Farbe erst frei, wenn das Gewicht zu 100% verwogen wurde.

    BDE machen wir sowohl an den Extrudern als auch an den Spritzgießmaschinen über separate Systeme, da SAP das nicht in dem Umfang bewerkstelligen kann, wie z.B. ein entsprechender Leitrechner. Man kann die Daten aber als z.B. "Dienste zum Objekt" an die entsprechenden Aufträge hängen.

  • Wie macht ihr es mit "Verlustmengen" an den Verarbeitungsmaschinen, also Material, dass z.B. für's Spülen benötigt wird, aber am Ende keinem Auftrag zugeordnet wird? Oder Einfahrteile, wenn mehr nötig sind, als im Auftrag gepflegt.

    Wiegt ihr das ab (vorher/nachher) oder wird das als Pauschale dem Auftrag aufgeschlagen?

  • Aus der Produktion (Extrusion) werden "Klumpen und Stränge" der An- und Abfahrprozesse sortenrein in Gitterboxen passend zu den Aufträgen gesammelt und gewogen. Sie werden dann aber pauschal den Aufträgen zugeordnet und natürlich in den Auftragsmengen mit berechnet. Durch das Wiegen können die Mengen aber recht genau chargenbezogen berechnet werden, damit ein entsprechender Bestand verbucht werden kann. Klumpen und Stränge gehen an eine Mahlfirma.

    Alles was im Labor landet ist Verlust, wird aber auch entsprechend gewogen. Was aus dem Labor entsorgt wird ist "Müll".

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