Bessere Entlüftung des Werkzeuges

  • Hallo,

    ich hätte da mal eine Frage bezüglich der Entlüftung des Werkzeuges. Wir sind momentan dabei eine bessere Entlüftung in unsere Werkzeuge einzubringen. Bisher haben wir lediglich über die Auswerfer entlüftet. Da es sich um ein Brausewerkzeug handelt, wird die Luft im Handgriff komplett von der Kunststoffmasse verdichtet, da in diesem Bereich keine Entlüftungsbolzen sitzen dürfen. Da wir schneller einspritzen möchten bzw. die Einfüllzeit kürzen wollen ohne Qualitätsdefizite zur Folge zu haben, ist die Frage, was man da machen kann. Sind Entlüftungskanäle sinnvoll? Bezogen auf die Trennnaht? Hat jemand schon Erfahrungen gemacht mit der Entlüftung mit Hilfe von Sintermetallfiltern?

    Danke für Ihre Antwort

    Schöne Grüße
    Thomas

    Edited once, last by Thomas84 (November 27, 2006 at 10:11 AM).

  • Also von den Sintermetallfiltern halte ich persönlich nichts. Wir hatten ein Wkz mit dieser Technik, allerdings waren die Filter nach 10 Schuss verstopft. Unser Mat. war ein Bayblend, lila eingefärbt. Nur durch das Ausgasen verstopften schon die Filter.
    Am sinnvollsten ist immer noch eine Entlüftung rund um den Einsatz. Die Luft, die hier schon austritt, hat man nachher schon mal nicht im Teil.

  • Unser Material ist ABS und erste Tests funktionierten. Sie sind aber der Meinung Entlüftungskanäle in der Formtrennung sind besser verstehe ich das richtig? Haben die keine Auswirkung auf die Trennnaht?

    Edited once, last by Thomas84 (November 27, 2006 at 2:22 PM).

  • Hallo zusammen,

    prinzipiell sind Auswerfer als Entlüftungseinrichtungen sehr gut geeignet, wenn sie denn an geeigneter Stelle plaziert werden können.
    Ansonsten ist die Oberfläche der Trennung natürlich noch von Bedeutung, also nicht zu breit und nicht zu glatt. Parallel zum Schmelzefluss geschliffen ist z.B. denkbar ungünstig. Dann lieber senkrecht dazu poliert und zwar nicht zu fein. Eine großzügige Freistellung der Trennebene ist zwar vorteilhaft aber selten zu machen. Lüftungskanäle bis 2-3mm an die Kavität herangeführt sind i.d.R. auch schon sehr hilfreich. Je nach Größe des Bauteils braucht man aber auch hier manchmal große Querschnitte um die Luft schnell weg zu bekommen (~0,5 x 5mm oder mehrere Kanäle).
    Mit Sintermetallfiltern habe ich keine Erfahrungen, aber von stationären Stiften halte ich gar nichts, da diese schnell zugehen, je nach polymer unterschiedlich aber früher oder später immer.
    Bei Kaltkanal läßt auch kurz vor dem Anschnitt noch mit einem Auswerfer entlüften.

    Gruß
    Franz

  • Ok dann werde ich wohl in der Trennebene Entlüftungskanäle einbringen. 0,2 mm tief und 3mm breit direkt an die Kavität, welche dann übergehen auf einen Kanal 1mm tief und 5mm breit. Hab ich das richtig verstanden?
    Schade die Idee mit Hilfe von Sintermetallfiltern zu entlüften scheint nicht gut anzukommen....
    Was ist mit der Möglichkeit einen Bereich in der Trennebene mit Schleifpapier zu schleifen? Körnung 0,2mm und Schliffriefen waagrecht nach außen führen. So dass diese als Entlüftungskanäle dienen... Was halten Sie davon?

  • Also 0,2mm tief ist schon krass. Das gibt mit Sicherheit einen Grat an der Stelle. Also in den Lehrbüchern steht max. 0,03 mm tief und 5 mm breit.
    Und dann in einen größeren Kanal leiten. Wenn das dann noch nicht den gewünschten Erfolg bringt, dann den Kanal mit Diamantfeile etwas vertiefen.
    Idealerweise sollte man den Einsatz ausbauen, und die Entlüftung mit der Schleifmaschine einbringen. Jeder Werkzeugmacher und Einsteller kennt die Entlüftungen mit dem Boschschleifer, aber richtig ist das nicht.

  • Oh sorry mein Fehler meinte natürlich 0,02mm und dann in den größeren Kanal leiten. Die Kanäle werden bei uns wohl erodiert, da wir das intern selber machen und wir die Kavität ebenfalls erodieren und polieren.
    Dann ist die wohl professionellere Lösung die mit den Entlüftungskanälen und nicht das Schleifen mit Schleifpapier wo die Riefen als Entlüftungskanal dienen...

  • Also von Kanälen mit Anbindung an die Kavität war nicht die Rede.
    Ich gehe davon aus deine Trennebene von der Bauteilwand zur Freimachung ist umlaufend min 30mm breit (oft mehr). Dadurch muß die Luft nun entweichen, was abhängig von der Oberflächenstruktur schwierig ist. Bei einer linearen Oberflächenstruktur parallel zu Kontur ist das für die entweichende Luft wie ein Hürdenparkur. Je schneller die Luft expandieren kann, sprich ja kürzer der Weg ins Freie, desto besser für die Entlüftung. Dabei helfen Kanäle am Fließwegende, die bis 2 od. 3 mm an die Bauteilwand reichen. Eine Anbindung ist da nicht unbedingt erforderlich, zumindest würde ich es erstmal ohne probieren. Wenn sich im Abstand von 2-3mm eine konturparallele Nut (ca. 0,5 x 2) einbringen läßt, die dann ein paar mal mit großem Querschnitt ins frei geleitet wird, funktioniert das sicher auch und die Trennfläche trotzdem nicht zu stark reduziert, d.h. die Flächenpressung bleibt weitestgehend erhalten. Um den "Oberflächen-Strich" senkrecht zur Kavität zu lenken, eignen sich spezielle Poliersteine sehr gut. Wichtig ist die Trennung nicht zu verderben, sprich die Kanten nicht abzurunden. Sowas macht am besten auf einer Tuschierpresse.
    Gruß
    Franz

  • Also die eigentliche Dichtfläche ist bisher eine konturparallele Form von ca. 30mm. Die Luft muss also diesen Weg von 30mm überwinden und kann dann ins Freie gelangen. Was meinen Sie jetzt genau mit der Nut? In die 30mm breite Fläche eine konturparallele Nut von Breite 2mm und Tiefe 0,5 mm fräsenim Abstand 3mm zur Kavität? So das die Luft erst in diese Nut gelangt und dann über extra Kanäle ins Freie? Die Trennung ist natürlich bei unserem Betrieb sehr wichtig, da wir Marktführer in der Branche sind sollte diese auch sehr gut bleiben :smiling_face: Aus der Literatur habe ich die Info, dass diese Entlüftungskanäle eine Anbindung an die Kavität benötigen und das eine Tiefe von 0,02 mm keine Auswirkungen auf die Trennnaht hat eben weil der Kunststoff hier nicht hineinfließen kann.

  • Hallo,

    genau das meine ich. Die Trennung wird dabei ja nicht tangiert. Die Anbindung an die Kavität übernimmt die Oberflächenstruktur, auch wenn das Oberflächenprofil keine 0,02 aufweist, die Richtung ist halt wichtig (wie bereits beschrieben). Ich würde so einen Kanal auch nur am Fließwegende einbringen, also dort wo die Bindenaht liegt und sich z.B. Brenner zeigen. Schätzen würde ich für die Länge auf etwa 1/3 des Fließweges. Wenn man das Tuschierbild vor Augen hat, lässt sich das auch wunderbar von Hand einbringen. Es gehört halt ein bisschen Fingerspitzengefühl dazu, ist aber kein Hexenwerk.
    Das Wesentliche ist, man macht damit erstmal nichts falsch und eine filigrane Anbindung an die Kavität ist immer noch möglich.
    Das maximale Spaltmaß hängt aber stark von der Fließfähigkeit des Polymers ab und läßt sich nicht mit 0,02 beschreiben. Für manche leichtfließende TPE´s ist das schon zu viel. Viele Thermoplaste fließen auch nicht in 0,05 große Kanäle. Kommt also sehr darauf an. Daher lieber erst ohne Anbindung und dafür eine geeignete Oberflächenstruktur.
    Ich kenne Elastomerwerkzeuge für die es unzählige Schliffbilder und spezifizierte Rautiefen für die Trennfläche gibt. Dort ist das schon eine Wissenschaft.

    Gruß
    Franz

  • Ok vielen Dank Franz. Ich werde wohl diesen Weg der konturparallelen Nut wählen...klingt sehr gut. Desweiteren wird unser Bereichsleiter von der Idee der Sintermetallfilter kaum wegzubringen sein aber ich versuche gut zu argumentieren :smiling_face:
    Falls neue Probleme auftauchen oder Fragen melde ich mich wieder.
    Danke nochmal
    Gruß Thomas

  • Hallo Thomas84,

    Detaillierte Infos zur Werkzeugentlüftung werden beim SKZ, Würzburg, in dem 1/2 jährlich stattfindenden Seminar
    "Konstruieren von Spritzgießwerkzeugen" übermittelt. Speziell in den Referaten
    a) Produktionssichere Werkzeugkonstruktionen von Helmut Hofmann und
    b) Prozesssichere Werkzeugkonstruktionen von Heinz Emmerichs.

    Die Möglichkeiten zur Entlüftung der konturbilden Geometrie ist vielfältg:

    1. Die von "Franz" beschriebene Variante ist in den meisten Fällen, wie auch im vorliegenden, die Einfachste, Problemloseste und Günstigste. Gut zu warten und mit hohen Standzeit-Erwartungen. :smiling_face:

    2. Gesinterte Entlüftungseinsätze zu verwenden ist die unsicherste und eventuell über die Lebensdauer des Werkzeuges betrachtet, die teuerste Variante! :angry_face: Und das unter dem Aspekt häufig auftretender Qualitätsmängel und Lieferverzögerungen!
    :frowning_face: Wenn man sich jedoch freiwillig ins Unglück stürzen möchte, bzw. muss, weil es Teil der Werkzeug-Anforderung ist, sind die von den Normalienlieferanten angebotenen, verschiedenen Sintereinsatz-
    Ausführungen zu beachten. Bei Verwendung der Vollsintereinsätze (Strack) ist die nachgewiesene Entlüftungszeit um ein vielfaches höher als bei den mit definierter Porenfläche und -anzahl ausgerüsten Sintereinsätzen (DME).
    Die schnelle Auswechselbarkeit von der Trenebene sollte konstruktiv Berücksichtigung finden. Das Zusetzen der Poren aus verschiedensten Gründen - Viskosität, Fülldruck, Gaspartikel, etc., wird ein gravierendes Problem bleiben. Das gilt für beide Varianten.

    3. Eine Alternative bieten die Entlüftungseinsätze mit einem kreisförmigen Ringspalt (Cumsa). Aufgrund der Ringspaltbreite 0,02 mm nur begrenzt einsetzbar. Die Entlüftungszeit ist zudem deutlich geringer als bei der Ausführung 2.

    4. Eine verlässliche und elegante konturinterne und konturexterne Entlüftung ist auch mit einem Entlüftungsgerät bzw. Vakuumpumpe gegeben. Das Gerät arbeitet werkzeug- und maschienen unabhängig.
    Seriöse Infos :smiling_face: und verschiedene Vakuumpumpen sind bei BAWEMA, Horst Schreiber, 90530 Wendelstein-Röthenbach, +49 (09129) 7573, bawema@aol.com zu erhalten.

    Gebe weitere Informationen gerne auf Anfrage.

  • Hallo Thomas84,

    dann viel Erfolg mit den Sintereinsätzen.

    Im Forum stand schon einmal der Schöne Satz "halbwissen ist gefährlich", weiss gerade nicht, von wem der stammt. Diese kann ich nur bestätigen.

    Wenn Dein Bereichsleiter durch technische Argumente nicht zu überzeugen ist, dann ist das nun einmal so!

    Also:
    - Sintereinsätze sind nicht zu empfehlen (setzen sich zu)
    - über Auswerfer entlüften ist gut, wenn man denn weiss wie man es "richtig"
    ausführen muss
    - Entlüftung über die Trennebene ist sinnvoll, wenn es denn möglich ist
    - Entlüftungseinsätze sind sinnvill, wenn sie nicht aus Sintermetall bestehen
    - Überlegen, ob der Kern geschachtelt (segmentiert) werden kann, dass
    sollte denn ebio Neuwerkzeugen mit angedacht werden.

    Solltest Du noch Fragen haben, sende mir eine Mail. Sicherlich kann ich euch da helfen.

    Gruss
    Zauberer

  • Hallo,

    manche Leute müssen erst Lehrgeld bezahlen um schlauer zu werden.
    Ein kleines Kind glaubt einem auch nicht das es nicht auf dem Herd greifen darf, bis es sich die Finger daran verbrannt hat.

    Wenn er sich nicht überzeugen lässt, dann kannst du ja seine Idee umsetzen und er wird sehen das du Recht hast.
    Billige Sintermetalle sind dann für ihn eh die bessere Lösung und begräftigt auch das Ergebnis :winking_face:
    Natürlich sollte die Wkz. Änderung reversibel sein, um später eine richtige Entlüftung anbringen zu können.

    Halbwissen ist gefährlich, und in dem Fall ist es eben teuer.

    Gruß Micha

  • Quote

    Original von Michael-S

    Halbwissen ist gefährlich, und in dem Fall ist es eben teuer.

    Hallo Michael-S,

    dass kann ich nur bestätigen!

    Ein ehemaliger Kollege hat einmal gesagt:
    "Es gibt immer mehr Leute, dei immer weniger wissen und immer weniger Leute, die immer mehr wissen!"
    Dass trifft nicht nur auf meine ehemalige Firma zu sonder ist generell anwendbar!

    Ich habe fetgestellt, dass die meisten Firmen Beratungsresitent sind!

    Der TL eines Kunden will nicht begreifen, dass es Unterscheide macht, welche Farbe ein Teil hat. hab versucht es zu erklären, aber das erreichte den Kollegen nicht.

    Gruss
    Zauberer

  • Hallo Thomas,

    da hast du was falsch verstanden.
    Das mit den 0,2 mm kannst du schnell vergessen. Da hättest du einen Spritzgrad, und zwar gewaltig, du kannst ohne weiteres 0,02 mm bis in die Trennebenen reinschleifen oder fräsen, wie auch immer, aber bitte nicht 0,2 mm, das wäre fatal. Bei niedrigviskosen Kunststoffen sind 0,02mm o.k. hast du aber hochviskose Kunststoffe dann kannst du sogar 0,03 bis 0,05 mm an der Trennebene reinschleifen.

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!