Staudruckschwankungen

  • Hallo zusammen,


    wir haben an mehreren Maschinen Druckschwankungen (siehe Bilder).

    -Woher kommen diese Druckschwankungen?

    -Welchen Einfluss haben diese Schwankungen auf den Prozess?

    -Können diese Druckschwankungen beseitigt werden? (oder auch kurzeitig Umgangen werden?)

    -Aktuell ist es Möglich so zu produzieren.


    Zudem haben wir auch Dosierprobleme beim Abspritzen.

    Bsp: Die Maschine schafft es nicht mit den vorgegebenen Abspritzstaudruck zu Dosieren, schrittweise wird der Negativstaudruck (beim Abspritzen) erhöht -10bar, -20bar usw.

    Nichts passiert und dann gibt es diesen einen Punkt von -43bar auf -44bar und auf einmal schießt die Schnecke nach oben, bei einem Unterschied von 1bar.

    Maschinen: Arburg 275V - Dosiergeschwindigkeit Abspritzen: 15m/min - 25er Schnecke

    Danke für eure Hilfe im Voraus.

    Bei weiteren Fragen stehe ich gern zur Verfügung.


    Grüße TinoStaudruck.jpgstaudruckmotor.jpgventildruck.jpg

  • Nimm mal die Verzögerungszeit runter auf 1 Sekunde und dosiere langsamer. Das könnte das Problem schon beseitigen. Wenn nicht, schau ob die Einzugstemperatur zum verarbeiteten Material passt. Gib außerdem mal weitere Parameter an wie Einzugstemperatur, Zylindertemperatur, Dosierzeit, Massepolster usw. und schaue, ob die Parameter auch schwanken oder gleichmäßig bleiben.

    Verarbeitet ihr an den Maschinen unterschiedliche Materialien?

    Quote

    -Welchen Einfluss haben diese Schwankungen auf den Prozess?

    Wenn der Staudruck schwankt, hast du normalerweise auch Schwankungen bei allen möglichen Parametern - Massepolster, Einspritzzeit, Drücke. Und damit hat das auch einen Einfluss auf die Formteilqualität.

    Möglich ist auch, dass der Druckaufnehmer defekt ist oder das Kabel zum Druckaufnehmer einen Wackelkontakt hat (so bei uns passiert, da ist der angezeigte Werte vom Staudruck von -300 bis 300 gesprungen). Nach Reperatur des Kabels war wieder alles in Ordnung. Aber eher unwahrscheinlich, wenn alle Maschinen das gleiche Fehlerbild aufweisen.

  • Ich würde die Drehzahl leicht erhöhen. Z.B. auf 15m/min.

    Welches Material fahrt ihr? Bei welchen Temperaturen?

    Was ich irgendwie so gar nicht verstehe ist: Staudruckvorgabe 100 bzw. 140 bar und die Istwerte zeigen ohne das die Schnecke läuft -49 bzw. -30bar an. Das kann eigentlich nicht sein. Das zeigt eigentlich, dass das entsprechende Ventil bzw. die Druckmessung nicht in Ordnung ist.

    Ich würde mal unverbindlich bei ARBURG anrufen. Die können in der Regel recht einfach Antwort geben.

    Edited once, last by petersj (May 17, 2024 at 1:32 PM).

  • Vielen Dank für die ersten Info´s.

    Vielleicht habe ich mich nicht gut genug Ausgedrückt, die Dosierprobleme haben wir nur beim Abspritzen.

    Die Staudruckschwankungen sind ein separates Problem.

    Hier noch die weiteren Parameter:

    Düse 216° - 210° - 200° - 190° - 40° Einzug

    Dosierzeit: 5sek

    Dosiervolumen: 16cm³

    Umschaltpunkt: 4.8cm³

    Massepolster: 3.5cm³

    2 - Fach Werkzeug Umschaltung über Innendruck.

    Kunststoff: TPU (Elastollan 1195 A)

    Die Parameter bleiben recht gleichmäßig, keine großen Schwankungen.

    Die Verzögerungszeit sollte ich behalten, weil man die Meinung hat, dass wenn ich nicht genug verzögere die Plastische Seele des TPU´s beim Dosieren wieder zurück gezogen wird.

    Es werden die selben Materialien an fast allen Maschinen verarbeitet.

    Was ich irgendwie so gar nicht verstehe ist: Staudruckvorgabe 100 bzw. 140 bar und die Istwerte zeigen ohne das die Schnecke läuft -49 bzw. -30bar an.

    Genau darum geht es mir, dazu hätte ich gern mehr Informationen.

    Ich werde auch Arburg kontaktieren.

    Bitte keine Scheu weitere Fragen zu stellen, ich bemühe mich alles zu beantworten.


    Grüße Tino

  • Hi Tino.

    Quote

    Die Verzögerungszeit sollte ich behalten, weil man die Meinung hat, dass wenn ich nicht genug verzögere die Plastische Seele des TPU´s beim Dosieren wieder zurück gezogen wird.

    Wenn man diese Meinung vertritt, stellt man doch grundlegend alles falsch ein, oder nicht?


    Es ist nicht möglich die Plastische Seele zurückzuziehen wenn ich doch mit meinem Nachdruck bis zum erreichen des Siegelpunktes halte. Wenn der Siegelpunkt erreicht ist, ist es versiegelt und kann weder raus noch rein. Wenn das Siegel zu schwach ist, fehlt eben noch eine Sekunde länger halten.


    Eine Verzögerungszeit nehme ich bei TPU nur wenn ich sehr weiche Materialien (75ShoreA und weniger) habe und ich sicher gehen muss, dass die komplette Angussstange erstarrt ist. Sonst kann es durchaus passieren dass mein Materialdruck beim Dosieren so hoch ist, mein Siegel an der Spitze gebrochen wird und ich weiter Material hineindosiere. Natürlich findet eine Verzögerung auch statt, wenn ich hohe Kühlzeiten von 5-8 Minuten habe.

    Wie heißt denn euer Material? Oder ist es ein Ether/Ester/Polycaprolacton etc...)

  • Es ist nicht möglich die Plastische Seele zurückzuziehen wenn ich doch mit meinem Nachdruck bis zum erreichen des Siegelpunktes halte. Wenn der Siegelpunkt erreicht ist, ist es versiegelt und kann weder raus noch rein.

    Genau so sehe ich das auch, wobei ich aber zugeben muss, dass die Seele wirklich lange plastisch bleibt.

    Mit dieser Geschichte werden Einfallstellen begründet. (plastische Seele wird zurück gezogen)

    Material: Elastollan 1195 A 15000 (transp.) -> TPU auf Polyetherbasis

  • Bei TPU ist das Problem nicht die Höhe des Nachdruckes, sondern die Zeit die ihm gegeben wird. Ist der ND zu kurz, kommt es zu Einfallstellen. Da hilft es auch nicht den ND zu erhöhen. Er muss einfach länger wirken dürfen.

    Das die Masse aus dem Werkzeug "zurückgezogen" wird, ist schlichtweg Unsinn. Das passiert selbst bei einem negativen Staudruck nicht.

  • Zitat:

    Zudem haben wir auch Dosierprobleme beim Abspritzen.

    Bsp: Die Maschine schafft es nicht mit den vorgegebenen Abspritzstaudruck zu Dosieren, schrittweise wird der Negativstaudruck (beim Abspritzen) erhöht -10bar, -20bar usw.

    Nichts passiert und dann gibt es diesen einen Punkt von -43bar auf -44bar und auf einmal schießt die Schnecke nach oben, bei einem Unterschied von 1bar.

    Maschinen: Arburg 275V - Dosiergeschwindigkeit Abspritzen: 15m/min - 25er Schnecke


    Mit "Abspritzen" meinst du sicherlich das Leerfahren/Reinigen?

    Hier ist es völlig normal bei einer offenen Düse. Da diese ja beim Reinigen nicht verschlossen ist, tritt hier das dosierte Material unmittelbar beim Dosieren wieder dort aus. Besonders bei dünnflüssigen Materialien auffällig. Auch wir haben für einige Produkte beim Spülen einen negativen Staudruck vorgegeben. Sonst würde die Schnecke im Zylinder nicht zurücklaufen und der Bereich in dem sich die RSP befindet, wird nicht ausreichend gereinigt. Der Außenring bleibt einfach stehen, dreht sich auch nicht mit und daher wird um den Ring nichts fortgespült. Und es ist tatsächlich so, dass schon 1bar den Unterschied machen kann. Ist die Schnecke erst einmal in Längsrichtung in Bewegung Ist der Widerstand "gebrochen".

    Bitte bedenken: Es gibt 3 Einstellmöglichkeiten für die Drehzahlen und Staudrücke:

    1.) Drehzahl, Staudruck und Volumen im Automatikbetrieb.

    image.png

    2.) Drehzahl, Staudruck und Volumen im automatisierten Spülbetrieb.

    image.png

    3.) Drehzahl und Staudruck im Handbetrieb (hier kein Volumen! Die Drehzahl wird aus Automatik übernommen.)

    image.png

    Edited once, last by petersj (May 22, 2024 at 8:02 AM).

  • Da ihr ja eine V-Maschine habt - Spritzeinheit vertikal? Kann es sein, dass der negative Staudruck zum Halten der Schnecke benötigt wird? Damit sie nicht selbstständig nach vorne (unten) fährt? Das wäre dann aber nicht neu sondern von Anfang an schon so.

  • Genau so sehe ich das auch, wobei ich aber zugeben muss, dass die Seele wirklich lange plastisch bleibt.

    Mit dieser Geschichte werden Einfallstellen begründet. (plastische Seele wird zurück gezogen)

    Material: Elastollan 1195 A 15000 (transp.) -> TPU auf Polyetherbasis

    Das mit dem Rückziehen könnte ja allein technisch nur dann passieren, wenn ich mit anliegender Düse VOR dem plastifizieren einen Dekompressionshub machen, was ziemlicher Humbug wäre - anderenfalls liegt sogar der Staudruck in Richtung des Nachdrucks (jedoch um Faktor 5-20 geringer) an und würde ein Rückfließen verhindern.

  • Hallo zusammen,

    -Ja wir spritzen Vertikal

    -Ja ich meine Leerfahren / reinigen

    Das Problem ist aber das TPU alles andere als Flüssig ist, und vor einiger Zeit konnte ich immer mit dem selben Negativstaudruck normal Dosieren/Abspritzen. Seit einiger Zeit wird immer mehr Negativstaudruck benötigt. Wo die Maschine neu war hat es noch mit 0bar staudruck funktioniert. Auch eine schnellere Drehzahl bringt keine Verbesserung.

    Die Einstellmöglichkeiten für Automatik, Automatischer Spülbertrieb, und Handbetrieb sind bekannt.

    Leider kann ich aktuell bei Arburg niemanden erreichen, werde da natürlich dran bleiben.


    Grüße Tino

  • Habe eben mit Arburg Telefoniert, mir wurde mitgeteilt, dass die Druckmesser (B 304 A + B) wohl verantwortlich sein könnten.

    Mir wurde empfohlen die Karte A02 (Schaltschrank) zu tauschen, der Fehler müsste dann "mitwandern" und mit neuer Karte verschwinden.

    Werde das ganze veranlassen und dann Rückmeldung geben.


    Grüße Tino

  • Moin,

    denke du wirst ein Thema mit den Druckaufnehmern haben. Auf deinen ersten Bilder ist in der Istwertanzeige ein negativer Staudruck zu erkennen.

    Die Druckaufnehmer können recht einfach geprüft werden:

    Motor ausschalten und Druck im Druckspeicher (wenn vorhanden) abbauen lassen, danach sollte der Istdruck auf der "Dosieren" Seite auf 0 stehen. Sollte dort dann ein anderer Wert stehen, müssen die oder der Druckaufnehmer geprüft werden. Maschinen mit hydraulischer Lageregelung haben zwei Druckaufnehmer am Einspritzzylinder, Maschinen ohne Lageregelung haben einen Druckaufnehmer und Maschinen mit elektrischem Einspritzen natürlich gar keinen :winking_face:.

    Gruss Daniel

  • Korrekt, Gott sei Dank haben wir noch ein paar Maschinen ohne bzw. mit sehr wenig Staudruckschwankungen.

    Habt ihr die betroffenen und nicht betroffenen Maschinen mal nach Korrelationen bzw. Gemeinsamkeiten untersucht technischer Natur, ich denke da z.B. an: Produktionsjahr, Gesamtbetriebsstunden, Software-Stände, Baureihen die evtl. auf einen systematischen Anlagenfehler hindeuten könnten? ("Montagsauto")

  • Ja haben wir, unsere Maschinen haben Baujahre 2007-2011 (15st.) und 3 aus 2023. Alte Maschinen mit Selogica Steuerung (ohne Touchscreen) sind am unauffälligsten.

    Alle Maschinen sind abgesehen von der Steuerung Baugleich.

    Die meisten Probleme haben die Maschinen mit Selogica Steuerung und Touchscreen (unterschiedliche Baujahre).

    Und selbst bei den Maschinen aus 2023 sind wir schon bei -10 bis -15bar. :thinking_face:

  • Wenn ihr das Problem bei bereits 18 Maschinen habt und das aus verschiedenen Baujahren und mit unterschiedlicher Software (Touch-Screen oder nicht), habt ihr irgend ein anderes gravierendes Problem. Wir haben auch weltweit ausschließlich ARBURGs, 33 Stück, Bj. 1998-2023. Aber keine hatte und hat ein derartiges Erscheinungsbild. Gut, alle horizontal, aber das dürfte nicht der Grund sein. Vor allem wenn sich dieser Fehler selbst erzeugt hat.

    Hat ARBURG dazu schon etwas gesagt? Vielleicht auch mal einen Monteur nachsehen lassen (zumindest bei einer Maschine).

    Ich hab da mal so ´ne Idee: Fahrt ihr die Maschinen mit eingesteckter Super-user-card? Hat da vielleicht irgend wer was an den Kalibrierungen rumgespielt? Zumal du ja auch sagst, das ihr vermehrt Probleme an den Maschinen mit TS habt. Der Code ist nämlich bei allen Maschinen der Gleiche.

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!