Verschrauben von Form- und Zwischenplatte von der Trennebene aus?

  • Hallöchen!

    Ich konstruiere gerade ein neues Mehrfachwerkzeug mit vier Wechseleinsätzen, die auswerferseitig mit Hilfe von Zwischen- und Formplatte geklemmt werden. Damit ein Formwechsel schnell ablaufen kann, wäre es praktisch, wenn ich die beiden Platten einfach noch vorne abziehen kann, ohne die ganze Auswerferseite abbauen zu müssen. Nun gibt es die Standardplatten ja nur so vorgebohrt, dass von der Aufspannplatte her verschraubt wird.

    Da ich ungern Sonderplatten in Auftrag geben möchte:

    1.) Gibt es Anbieter von Aufspannplatten ohne die Bohrungen für die Schrauben (hier 196x196, also M10), so dass ich da einfach Gewinde einbringen könnte? Bei den üblichen Verdächtigen (Meusburger, Hasco, Knarr, DME) hab ich nichts gefunden.

    2.) Ansonsten wäre meine Idee, die Sitze für die Innensechskantköpfe quadratisch auszufräsen und entsprechende Gewindeeinsätze anzufertigen bzw. nach passenden Vierkantmuttern zu suchen.

    Gibt es noch andere Lösungen?

    Vielen Dank schon mal :smiling_face:

  • Wenn man am Markt keine Platten der genannten Anbieter geliefert bekommt bzw. der eigene Werkzeugbau keine Kapazitäten frei hat dann kann gerne auch mal ausnahmsweise fremdgehen :winking_face:
    Es gibt Anbieter wie z.B. Xometry.eu die über weltweite Ressourcen freier Fertigungskapazitäten verfügen und recht zügig bei einem Kooperationspartner fertigen lassen. Ich habe darauf gerade bei solchen Fällen gelegentlich mal darauf zugegriffen und auch bei Reklamationen absolut problemlos.

  • Moin,

    Bei Düsenseiten mit Heisskanal gibt es das System "Heiße Seite" ( https://www.ewikon.com/produkte/heisse-seiten), da wird eine Formplatte samt Einsätzen und so weiter von Vorne (Trennebene) auf den Heisskanal geschraubt, wenn ich dich richtig verstehe willst du was ähnliches bauen.

    Du Brauchst von der Idee her nur eine Zusätzliche Platte vor dem Auswerferkasten wo du dann deine Einsatzplatte von Vorne drauf schrauben kannst. Diese Platte kannst du auf dem eigentlichen Zentriersystem aufbauen und dann einfach ein paar zusätzliche Bolzen für die Kernplatte einbringen und halt die Löcher/ Gewinde für die Kernplatte. Über das einführen der Auswerfer in die Bohrungen musst du dir dann mal noch ein Paar Gedanken machen, sollte man aber mit großzügigen Schrägen auch gelöst bekommen.

    Gruß Daniel

  • Hallo!

    Vielen Dank für die Infos! Xometry kannte ich noch nicht - kommt direkt auf die Liste. :smiling_face_with_sunglasses:

    Die Ewikonlösung ist natürlich toll, aber für mich (noch) völlig überdimensioniert. Bisher arbeite ich mit einfachen Angusssystemen. Meine Düsenseite jetzt besteht dabei nur aus der Angießbuchse, also Einplattenwerkzeug.. Heisskanal gibt es hier nur in Form einer - allerdings selbstentwickelten - Euterdüse für maximal vier Kavitäten. Später möchte ich die dann auch noch in "mein" Wechselsystem integrieren, so dass ich düsenseitig die Wahl zwischen klassischer Angussweiche und Heisskanal habe und auf der Auswerferseite die Einsätze. Damit hätte ich eine hohe Flexibilität für meine Kleinserien und kurze Rüstzeiten.

    Dann werde ich jetzt erstmal die quadratischen Taschen fräsen und mir vier höhere Vierkantmuttern fertigen und die Formplatte komplett durchbohren, um von oben zu verschrauben zu können.

    Zu den angesprochenen Auswerferpaketen:

    Ja, da bin ich noch unschlüssig. Ideal wäre natürlich, wenn ich die Wechseleinsätze samt Auswerferpaket nach vorne durch den Sitz für den Einsatz herausziehen und dort auch einbringen könnte. Das würde das Abziehen der Zwischenplatte unnötig machen. Mir fehlot aber noch die zündende Idee dafür, wie ich die vier kleinen Auswerferhalteplatten für jede Kavität mit der Grundplatte verschraube, ohne dass die Platten größer sind als die Aussparung für die Wechseleinsätze. Vielleicht ist eine Verschraubung von der Auswerfergrundplatte her die beste Lösung - da stört dann der Schraubenkopf nicht.

    Ich hoffe, es ist klar, was ich meine :thinking_face:

    Grüße, Christoph

  • Moin,

    das Thema mit der Heißen Seite war nur als Beispiel gedacht damit du weißt was ich meine.

    Wenn du das AW-Paket mit wechseln musst dann kannst du dir die Zwischenplatte sparen und das komplette Paket auf die Traversen schrauben (von Vorne) Musst nur die Traversen an die Aufspannplatte schrauben und das Zentriersystem nach vorne durchziehen. Dann kannst du zum wechseln, den Auswerfer in der Maschine abkuppeln, nach vorne schieben und sichern, dann von der Trennebene die Schrauben lösen und die Formplatte samt Einsätzen und Auswerferpaket ausbauen. Es bleibt dann nur die Ausspannplatte und die Traversen auf der Maschine, inwieweit du dir dann was an Kosten sparst musst du selbst bewerten.

    Gruss Daniel

  • Hmmm, ich bin mir nicht ganz sicher, wie Du das meinst :winking_face:

    Ich habe mal eine (Zwischen-)version meines Werkzeugs angehängt. Die türkisfarbene Formplatte wird zusammen mit der orangenen Zwischenplatte von der Trennebene her mit der Aufspannplatte verschraubt. Auf dem Bild sieht man allerdings noch die Standardversion. Also die langen Schrauben andersherum denken. Ich habe jetzt nur einen der dunkelgelben Formeinsätze im Bild. Diese werden zwischen den beiden Platten eingeklemmt. Verdrehsicherung etc. muss man sich jetz einfach hinzudenken.

    Genau, die Leisten werden nochmal extra mit der Aufspannplatte verschraubt, damit die beim Abziehen der dicken Zwischenplatte nicht aus Versehen mit rauskommen.

    Was ich meinte, wäre, dass auch die (schwere) orangene Zwischenplatte verbleibt und ich nur die 27er Formplatte abnehmen muss, die Verschraubung der Auswerferhalteplatte lösen und einfach nur Wechselform inkl. Auswerferpaket nach vorne rausziehen. Das wäre die Ideallösung.

    Dazu müssten die Auswerferpakete mit der Auswerferhalteplatte aber durch die Aufnahmen für die Formeinsätze passen.

    Dann könnte ich sogar die Zwischenplatte fix mit den Leisten verschrauben.

    Aber da gibt es keine wirklich gute Lösung, oder? Außer, dass die Halteplatten für die Auswerfer jede Einsatzes eben nicht größer als die Wechselformaufnahme selbst sein dürfen.

    Grüße, Christoph

    Edit: was mir gerade noch einfällt: man kann natürlich eine passende Hilfshalterung fertigen, die man bei einem Wechsel in die Maschine einsetzt und auf der dann die schwere Platte aufliegt, wenn man sie - zumindest teilweise - abzieht. Dann könnte man die Auswerfer in Ruhe in die Wechselform einfädeln.

  • Wenn du Einsätze auf der Maschine wechseln willst und sowohl Düsen wie Auswerferseite tauschen willst schau bei Meusburger. https://beta.meusburger.com/de-de/formenba…w-wechselformen

    Präzise passende Einsätze. Und durch die seitlichen Keile sehr leicht von der Trennung aus zu wechseln. Auch an die Auswerfer wurde gedacht und Kühlung im Einsatz geht auch. Wäre nur noch die Frage wie groß soll das Stammgestell denn sein. Nicht weniger wichtig, bist du bereit den Erstinvest zu tätigen?

  • Wir verwenden seit ca. 30-40 Jahren ausschließlich Stammwerkzeuge mit Wechseleinschüben. Wir haben zwei verschiedene Größen. Bei den kleinen Maschinen sind damit die Auswerferpositionen fix vorgegeben. Düse ist immer zentral. Ein Einschub (DS- wie auch AS-Seite wiegt ca 6kg, also gut handhabbar) bei den großen Maschinen - für größere Teile - ist das Auswerferpaket frei konfigurierbar und wird bei jedem Werkzeugwechsel mit der Formplatte komplett mitgetauscht. Die Auswerferstange greift dann in eine T-Nut und wird damit automatisch gekoppelt. Es wird nichts geschraubt, sondern beim Einsetzen der Einschübe klinkt sich eine Raste in den Einschub, die das Werkzeug entsprechend sichert. Gleichzeitig werden über Schnellkupplungen (ohne Verriegelung) die Temperieranschlüsse verbunden. Damit werden die Einschübe dann direkt beheizt. Das könnte man sogar mit HK-Elektroanschlüssen so machen. Bei den kleinen Werkzeugen dauert der Wechsel ca 2 Minuten, bei den Großen ist man mit Kran dann doch schon mal 20 Minuten für beide Seiten dabei. Zum Wechsel einfach nur die Klinke ziehen und den Einschub nach oben aus der Maschine ziehen.

    Selbst Werkzeuge mit eintauchenden Konturen können auf diese Weise (mit entsprechend im Einschub platzierten Passstücken) so verwendet werden. Die Einschübe haben eine gewisse "landwirtschaftliche Lose", damit sie im warmen wie kalten Zustand ein- und ausgebaut werden können. Die Zuhaltekräfte werden über die Rückseiten der Einschübe entsprechend an die Stammwerkzeuge übertragen. Ansonsten werden die Einschübe in einfache T-Nuten von oben eingeschoben. D.h. die Nutten dienen nur zur Platzierung der Einschübe.

    Allerdings kosten die Stammwerkzeuge damit schon mal 20.000 €. Die Einschübe sind dann deutlich günstiger - je nach Herstellungsaufwand. Aber es ist auch mit allen Werken weltweit kombinierbar, da alle Einschübe die gleichen Maße haben.

    Diese Konstruktionen gibt es von verschiedenen Normalien- und Werkzeugherstellern fertig zu kaufen. Wir haben unsere allerdings nach eigenen Vorstellungen bauen lassen - vor 30-40 Jahren gab es sowas noch nicht. Und wir wollten das System nicht tauschen.

    Wir fahren so auf unseren Maschinen allein in Hamburg auf 16 SGMs (Produktionskontrolle) täglich rund 150 Werkzeugwechsel. Ohne Komplikationen.

    Edited once, last by petersj (January 20, 2025 at 9:34 AM).

  • Vielen Dank!

    Ja, die Wechselsysteme der meisten Anbieter sind mir natürlich bekannt - für ein kleines Unternehmen mit dem Nebenzweig Werkzeugbau in diesem Fall aber leider allesamt zu teuer. Ich werde für das geplante Wechselsystem sehr viele verschiedene Einsätze mit erstmal nur wenigen hundert Teilen pro Einsatz haben. Dementsprechend gestaltet sich die Kostenfrage - auch der Einsätze. Günstig ist, dass es sich ausschließlich um rotationssymmetrische Teile handelt. Damit könnte ich die tonnenförmigen Einsätze sehr günstig und fast komplett auf unserem CNC-Drehautomaten fertigen

    petersj: Danke für die Einblicke. Interessant ist die T-Nut-Lösung für die Auswerferpakete.

  • Wie gesagt: bei uns ist ein Stammwerkzeug bis zur endgültigen Ablage rund 30 Jahre im Einsatz. Die Erfahrung habe ich bei uns gemacht. Und die Zeit, die man spart bei den Einschubwechseln ist gewaltig!

    Baut man sich erste ein Provisorium und stellt dann fest, dass es nicht Zielführend ist, hat man reichlich Geld in den Sand gesetzt.

  • Das ist alles richtig - aber es muss eben auch finanzierbar sein bzw. sich in absehbarer Zeit rechnen. Und das wäre mit den zumindest bei mir von den Firmen aufgerufenen Preisen schlicht ausgeschlossen. Ihr habt da bei Euch einfach auch ganz andere Vorraussetzungen als ich hier. Ich habe nur eine einzige Maschine stehen :upside_down_face:

    Also muss Plan B zu Plan A werden :winking_face:

    Zumindest gefällt den Leuten vom Werkzeugbau von Knarr meine Konstruktion als gute Lösung ("pfiffig") für das, was ich vorhabe. Gut, die haben auch kein Wechselsystem im Angebot, aber wichtig ist für mich erst einmal, dass es konstruktiv ok ist.

    Schauen wir mal ...

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