Klebrige gummierte Oberflächen

  • Wir kennen doch alle die klebrigen Oberflächen, meist Griffflächen, an vielen Produkten die so gummiartig (TPE, TPU ??? ) sind.

    Gibt es eine Wunderwaffe die man anwenden kann damit die Klebrigkeit vermindert oder gänzlich verhindert wird oder ist das ein Zersetzungsprozess der nur mit "einmal neu" zu lösen ist?

  • Meines Wissens nach sind das die Weichmacher die allmählich aus diffundieren und der Kunststoff dadurch seine Oberflächeneigenschaften verliert was dann zu dieser klebrigen Oberfläche führt.

    Im nachhinein ist mir nicht bekannt das man da irgendetwas machen kann. Zumindest nicht langfristig da die Weichmacher nun mal einfach weg sind. Das kann wohl nur der Materialhersteller über die Formel beeinflussen.

  • Das ist doch von den Herstellern und Anwendern so gewollt. Die Geräte sollen dadurch besser und sicherer in der Hand liegen. Das hat auch nichts mit Weichmachern zu tun. Nennt sich übrigens auch "Softgrip". Wenn das Material so klebrig wird, dass es Fäden zieht, hat der Handschweiß oder Lösungsmittel tatsächlich die Oberfläche angelößt.

    Oder verstehe ich da was falsch?

  • Das ist doch von den Herstellern und Anwendern so gewollt. Die Geräte sollen dadurch besser und sicherer in der Hand liegen. Das hat auch nichts mit Weichmachern zu tun. Nennt sich übrigens auch "Softgrip". Wenn das Material so klebrig wird, dass es Fäden zieht, hat der Handschweiß oder Lösungsmittel tatsächlich die Oberfläche angelößt.

    Oder verstehe ich da was falsch?

    Es gibt einen Unterschied zwischen griffig und klebrig. Majestic hat es gut beschrieben. Nach einigen Jahren klebt das Material wie Klebstoff was wohl durch einen Zersetzungsprozess hervorgerufen wird.
    Ich hoffte dass es dafür eine Lösung oder Gegenmittel gibt.

  • Dazu sollte der Hersteller dann ein entsprechendes Material verwenden, auf das man als Nutzer leider nur sehr selten Einfluss hat.

    Aber wie schon gesagt: Oft liegt es daran, dass verschiedenste Öle und Lösungsmittel auf diese Oberflächen bei der Benutzung aufgetragen werden, die mit der Zeit in diese Flächen eindringen und zur "Erweichung" beitragen. Dazu müsste der Hersteller entsprechende Versuche machen oder machen lassen.

  • Dazu sollte der Hersteller dann ein entsprechendes Material verwenden, auf das man als Nutzer leider nur sehr selten Einfluss hat.

    Also gibt es solches?

    Ich habe den Eindruck, dass bei den Elastomeren heutzutage oft "billigster Mist" verwendet wird. Der klebt entweder oder zerbröselt einfach nach wenigen Jahren.

    Vermutlich kostet das Kilo des vernünftigen Materials einfach 50ct mehr ...

    Es ist einfach extrem ärgerlich, wenn bspw. die Griffschalen eines nicht ganz billigen Infrarotthermometers nach nicht einmal zwei Jahren zu kleben anfangen, weil 10ct am Griffgummi gespart wurden. Da waren weder Öl noch Lösungsmittel dran - wird hier im Elektroniklabor verwendet. Und trotzdem zerfliesst das Zeug langsam zu einer breiigen Pampe.

    Angenommen, ich benötige ein einfaches Dämpfungselement (simpler Gerätefuß), nichts extrem außergewöhnliches: Einsatztemperatur vielleicht 0-50 °C, ölfest, 60 Shore A, einkomponentig.

    Aber Lebensdauer 20 Jahre.

    Der Preis spielt keine Rolle - welche Klasse nimmt man da? TPUs?

  • Ein TPU würde ich genau nicht nehmen. Da es ja ölfest sein soll. Als Gerätefuss mit Ölbelastung würde ich wohl zu einem thermisch vernetzten EPDM (Gummi) oder TPV (PP-EPDM vernetzt) raten. Dem kann eigentlich nichts mehr was anhaben. Kommt aber auch wieder ein wenig auf das Öl an. Unsere Maschinenfüße unter diversen Anlagen leben teilweise schon 30 Jahre, ohne das sie weich geworden sind. Trotz gelegentlichem Kontakt mit Hydrauliköl und Thermalöl.

    Wenn du allerdings so etwas herstellen möchtest, empfehle ich, entsprechendes Material vorher z.B. vom Hersteller in entsprechenden Medien auf die Belastungsfähigkeit in einer Langzeitversuchsreihe testen zu lassen. Wir haben jede Menge Anfragen und Prüfungen zu solchen Themen. Und da werden die Produkte schon mal für 10.000 Stunden in altem Motorenöl, Kühlwasser, Sonnenschutzcreme oder anderen Substanzen bei 150° oder anderen Bedingungen gelagert. Ist also immer eine Frage, was man so haben möchte. Und - klar - man muss es auch bezahlen wollen und können.

    Problematisch ist oft der Drang Ökoware, Recyclingware oder Billigware einzusetzen. Da muss man ggf. mit gewissen Problemen rechnen bezüglich der "Langzeitüberlebenseigenschaften". Ich will ja nichts schlechtreden - aber 10 Jahre halte ich da oft schon für eine hohe Ambition. Nicht immer, aber immer öfter.

  • Es gibt einen Unterschied zwischen griffig und klebrig. Majestic hat es gut beschrieben. Nach einigen Jahren klebt das Material wie Klebstoff was wohl durch einen Zersetzungsprozess hervorgerufen wird.
    Ich hoffte dass es dafür eine Lösung oder Gegenmittel gibt.

    Im Netz finden sich diverse Hausmittelchen, die laut mehrere Tester teilweise gut die Symptome lindern können, von Pudern zum "binden" der klebrigen Anteile bis hin zu Reinigungsmitteln, um es schlicht zu entfernen und den Grundkörper weiter nutzen zu können.
    Professionielle Verfahren sind mir nicht bekannt.

  • Ok, Pudern (z.b. mit Talkum) kann man machen. Hilft aber nur zeitlich begrenzt, wenn sich die Beschichtung schon mal aufgelöst hat. Das greift sich dann ab oder weicht wieder durch. Bei Reinigungsmitteln wäre ich eher vorsichtig. Vermutlich hat es schon jemand gut gemeint und ist mit "Reinigungsmitteln" (Alkoholen, Lösungsmitteln, scharfen Reinigern etc.) dabei gewesen. War ja während der Coronazeit gerne Usus gewesen. Dabei wurde das Zeugs dann schon geschädigt und ist nun ein für alle Mal verdorben.

    Ich kenne das von den Geräten die bei uns genutzt werden eigentlich nicht.

  • Ich habe "aus Langeweile" mal das Internet bemüht mir einige Reinigungsmittel zu beschreiben mit denen angeblich die klebrigen Kunststoffoberflächen "gereinigt" werden können. Vom Puder (Talkum) bis hin zum Azeton gab es viele Ideen. Aber grundsätzlich muss vorsichtig ausprobiert werden, ob der Kunststoff sich nicht völlig auflöst. Viele Oberflächen sind auch nur lackiert und da besteht oft die Gefahr, dass der komplette Lack hinterher weg ist. OK, wer´s mag, auf jeden Fall ist die klebrige Schicht dann verschwunden. Leider kam es mir bei einigen gezeigten Oberflächen schon fast so vor, als wenn da zur Schau etwas aufgetragen worden war. Aber, wie auch immer. Leider konnte ich auch nach längerer Suche bei uns im Labor keine entsprechend behandlungswürdigen Oberflächen entdecken. Und selbst die Produktionsmuster, die wir teilweise schon 20 Jahre im Schrank liegen haben waren alle noch ohne Befund.

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  • Peter(?), ganz herzlichen Dank für die ausführlichen Infos!

    RICHTIG, die TPVs hatte ich ganz vergessen. Ich kann mich jetzt auch erinnern, dass ich auf der letzten K mit dem Laborleiter von Kraiburg genau über das Thema gesprochen habe. Dort ging es im konkreten Beispiel um Steuerkettenumlenker in einem BMW-Motor, die zur akustischen Dämpfung aus TPVs gefertigt wurden. Da gab es offenbar null Probleme. Permanent Öl bei durchaus über 100 Grad - das zeigt ein wenig die Leistungsfähigkeit dieser Klasse.

    Mit den Versuchsmustern in Öl usw. hast Du natürlich Recht. Ich fürchte nur, dass ich nicht die Stückzahlen haben werde, um mir Euer Labor leisten zu können :winking_face: Da bleibt dann wohl nur eine eigene kleine Versuchsreihe ...

  • Ich habe "aus Langeweile" mal das Internet bemüht mir einige Reinigungsmittel zu beschreiben mit denen angeblich die klebrigen Kunststoffoberflächen "gereinigt" werden können. Vom Puder (Talkum) bis hin zum Azeton gab es viele Ideen. Aber grundsätzlich muss vorsichtig ausprobiert werden, ob der Kunststoff sich nicht völlig auflöst. Viele Oberflächen sind auch nur lackiert und da besteht oft die Gefahr, dass der komplette Lack hinterher weg ist. OK, wer´s mag, auf jeden Fall ist die klebrige Schicht dann verschwunden. Leider kam es mir bei einigen gezeigten Oberflächen schon fast so vor, als wenn da zur Schau etwas aufgetragen worden war. Aber, wie auch immer. Leider konnte ich auch nach längerer Suche bei uns im Labor keine entsprechend behandlungswürdigen Oberflächen entdecken. Und selbst die Produktionsmuster, die wir teilweise schon 20 Jahre im Schrank liegen haben waren alle noch ohne Befund.

    Vielen Dank für die Mühe

    Ich denke die Internet/Youtube Tips mit Orangenöl, Babypuder, ... habe ich alle durch.
    Wenn es denn wohl chemisch zersetzt ist hilft das alles nicht mehr. Ähnlich wie bei den klebrigen Softlacken im KFZ Bereich die, wenn sie tot sind, zu ersetzen sind.
    Das ist bei formgebundenen dickwandigeren Teilen dann nicht so einfach möglich.

    Ich hatte die Hoffnung, dass es da einen chemischen Vorgang gibt der das alles stoppt bzw. teilweise rückgängig machen kann. Quasi der Rostumwandler für klebrigen Kunststoff :winking_face:

  • Ich hätte da mal so `ne Idee.

    Der Vorgang ist allerdings nicht chemisch, sondern monetär = $$ = neu kaufen. Hat auch noch andere positive Nebeneffekte: Man unterstützt die notleidende Kunststoffindustrie gleich in mehreren Bereichen. :thumbs_up::face_with_tongue:

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