Verarbeitungstemperatur beim spritzguss

  • Hallo

    Ich möchte ein Spritzgussteil aus einem ASA-PC Blend herstellen. Der Hersteller gibt dafür eine Verarbeitungstemperatur von 260-300 °C an.
    Eine Simulation hat nun ergeben, dass bei einer Eingangstemperatur von 280°C sich Bereiche in dem Teil befinden, in denen das Material mit einer Temperatur von 240°C ankommt.

    Meine Frage ist nun, ob beim Spritzgießen die empfohlene Verarbeitungstemperatur vom Hersteller im gesamten Material immer vorliegen sollte bis die Form komplett gefüllt ist?
    Oder gibt es noch eine andere Temperatur, an der man sich dafür orientieren kann und die beim Füllen nicht unterschritten werden sollte?

    Danke schonmal für die Infos
    silvio

  • moin silvio.
    Bei der vom Hersteller empfohlenen Verarbeitungstemperatur handelt es sich immer um die Massetemperatur direkt beim Verlassen der Spritzeinheit. Es ist logisch, dass die Masse beim Fluss durch das Werkzeug bereits abkühlt und das ist ja auch der Sinn des Werkzeuges. Gleichzeitig gibt der Hersteller auch immer eine empfohlene Werkzeugtemperatur an (vermutlich 60-80°C). Wird das Werkzeug beim Füllen mit diesen beiden Parametern nicht gefüllt (abgesehen von Druck und Geschwindigkeit) muss meistens eine der beiden Temperaturen erhöht werden. Ich denke aber, dass ASA-PC-Blend bei 240°C noch ausreichend fließfähig sein müsste (kommt auch mit auf den PC-Anteil an). Man kann auch meistens sehen (am Spritzteil, nicht in der Simulation) ob das Material kalt verschoben wurde. Sollte das Material zu kalt sein, können die Temperaturen und die Einspritzgeschwindigkeit ja noch erhöht werden. Oder das Werkzeug muss geändert werden, wenn der Fließweg noch zu lang ist.

    Die Empfohlene Verarbeitungstemperatur muss also nicht bis zum Ende des Fließweges erhalten bleiben. Ein zu kaltes Werkzeug kann aber für einen zu grossen Temperaturverlust führen.

  • ah ok

    gibt es noch eine bestimmte Temperatur, an der man sich orientieren kann, bzw. bis zu der zum Beispiel die Vereinigung von zwei Fließfronten unproblematisch ist?
    Oder findet in dem Kunststoff bei einer gewissen Temperatur eine Gefügeveränderung statt, an der man sich orientieren kann?

    Danke

  • Die Vereinigung zweier Fließfronten ist so lange unproblematisch, wie sie die Funktion und/oder das Aussehen des Teiles nicht stören. Das muss letztendlich der Versuch entscheiden. In dem Fall der 240°C wird es eine sichtbare Fließnaht geben und die Haltbarkeit ist deutlich herab gesetzt.
    Mit einer Gefügeveränderung kann die Stabilität der Fügenaht nicht beurteilt werden. Der Versuch muss die Qualität bestätigen. Eine Simulation am PC ist hierfür nicht geeignet.

  • Jub, das ist spritzgießen.
    Sobald man aber die passenden Temperaturen gefunden hat und man feststellt, das diese jenseits der Herstellervorgaben sind wird man wiederum schnell feststellen, dass diese dann eine ganz andere Eigenschaft hervorbringen. Evtl. mindere mechanische Eigenschaften etc. Wir haben mal ein Material mit Flammschutz (Zugabe als Additive) durch sehr hohe Temperatuen kaputt gemacht, anderst war es aber nicht möglich optische iO-Teile zu fertigen, nur halt war das Teile dann "ohne" Flammschutz. Dieses wurde dann in einem Test festgestellt.

    Edited 2 times, last by Kuka (February 22, 2010 at 10:38 AM).

  • servus,
    simulieren kann man alles, ob es der realität entspricht sind zwei paar stiefel, ein programm ist nur so gut, wie derjenige der die daten eingiebt, oder auf welche das programm bei der berechnung zurückgreift.
    eine fachperson, welche die maschine auch real bedienen kann und mit den parameteränderungen und deren resultierenden ergebnissen vertraut ist, wird auch mit simulationen sehr gute ergebnisse, die wirklich nahe der realität sind erreichen.
    da gibt es massenhaft welche, die gut sind, aber die realität wird auch ein solches noch nicht überwinden, da gebe ich euch beiden absolut recht.
    mfg

    Edited once, last by Hummel (February 22, 2010 at 11:37 AM).

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