Schneckenstaudruck

  • kann jemand bitte mir eine Erklärung über den Schneckenstaudruck beim Spritzgießen geben.

    Im Buch steht: " Der Schneckenstaudruck ist der Schmelzedruck im Schneckenvorraum, gegen den die Schnecke während der Plastifizierphase arbeitet "

    aber warum wenn man manuell dosiert dann läuft Material von der Düse raus,
    Frage : Der Staudruck muss irgenwie von hinten gegen die Bewegung der Schneche wirkt oder?

    Vielen Dank!

    Felix

  • hallo,

    per Definition ist der Druck im Sammelraum der "Staudruck" (spezifischer Druck)den man hydraulisch am Ventil einstellt, ich selber bezeichne als "Staugegendruck" (hydraulischer Druck).
    Ganz getreu dem Motto Aktio = Raktio ...

    Wenn man von Hand mit "Staudruck und offener Düse aufdosieren will" und der Druck zu groß ist, läuft Schmelte heraus, der sich im Sammelraum kein ausreichender Drucka ufbauen kann.

  • Richtig.
    Nun gibt es aber auch einige Maschinen (-steuerungen), z.B. bei Arburg, bei denen für das Dosieren von Hand ein eigener Staudruck zwischen 350 und -300bar (spezifisch) eingegeben werden kann. Entsprechend der Einstellung läuft dann beim Dosieren von Hand die Schnecke entweder nach vorne, bleibt in der Position stehen oder läuft nach hinten.
    Wer aber die Steuerungen nicht kennt und sich damit befasst (ausprobiert) wird solche Parameter nie finden und/oder benutzen.
    So wird die Parametereingabe für"Staudruck bei Hand" erst frei gegeben, wenn hier "ja" eingetragen wird. Erst dann erscheint die Parameterzeile für die entsprechende Eingabe. Bei den älteren M-Maschinen muss man über einen Zahlencode in eine entsprechende Konfigurationsebene wechseln in der dann "Staudruck null bei Hand = ja" eingegeben werden kann. Weitere Parameter stehen hier ebenfalls zur Diskussion.
    Leider werden die Bedienungsanleitungen zu den Maschinen oft verschlossen gehalten, damit sich keiner "schlau" machen kann. Oft ist aber auch die geliebte Tageszeitung wichtiger als ein Blick in das Manual. Wer es wissen will kann sich eine Bedienungsanleitung mal mit nach Hause nehmen, wenn ihm in der Firma keine Zeit dazu bleibt. Aber in der Regel fehlt das Interesse. Das Problem stellt sich dann folgender Massen da: "Mir hat die Maschine keiner erklärt. Ich kann die nicht fahren".
    Solche Fragen wie hier gestellt sollten eigentlich die Einrichter der Ausbildungsbetriebe ihren AZUBIS erklären. Leider tappen aber auch diese oft im Dunkeln, weil eine entsprechende Fortbildung oft fehlt. Begriff: "Ich weiß nicht. Das war schon immer so."

    Edited once, last by petersj (June 22, 2009 at 10:00 AM).

  • Quote

    Original von petersj
    Leider werden die Bedienungsanleitungen zu den Maschinen oft verschlossen gehalten, damit sich keiner "schlau" machen kann. Oft ist aber auch die geliebte Tageszeitung wichtiger als ein Blick in das Manual. Wer es wissen will kann sich eine Bedienungsanleitung mal mit nach Hause nehmen, wenn ihm in der Firma keine Zeit dazu bleibt. Aber in der Regel fehlt das Interesse. Das Problem stellt sich dann folgender Massen da: "Mir hat die Maschine keiner erklärt. Ich kann die nicht fahren".
    Solche Fragen wie hier gestellt sollten eigentlich die Einrichter der Ausbildungsbetriebe ihren AZUBIS erklären. Leider tappen aber auch diese oft im Dunkeln, weil eine entsprechende Fortbildung oft fehlt. Begriff: "Ich weiß nicht. Das war schon immer so."

    petersj

    Du sprichst einmal das aus, was viele Denken, ich hier such schon öfter einmal versucht habe anzumerken, dann aber oftmals nicht viel Verständnis dafür bekam, da ich "die Einrichter ja niedermachte".

    Ich bin viel unterwegs, komme in verschiedenste Firmen, aber die Kollegen "Einrichter" arbeiten vielfach recht ähnlich.

    Zugegeben, in der Zeit, wo ich mich selber (als ANgestellter) "mit" um die Lehrlinge kümmerte, haben die soetwas vermittelt bekommen. Alle, zu denen ich noch Kontakt habe, sagen mir, dass es eine solche Ausbildung nicht mehr gegeben hat, seit ich nicht mehr dort war.
    Auch in der nächten Firma, wo es einen hauptamtlichen Ausbilder gab, unterstützte ich diesen und nahm die Lehrlinge jeweils für 2-4 Woche bei meiner täglichen Arbeit mit. da sagte letztens noch der Berufsschullehrer, zu dem ehemaligen hauptamtlichen Ausbilder der FDirme (ist jetzt bei einer anderen Firma Lehrmeister), dass damals, als wir beide uns darum gekümmert haben, noch etwas kam!

    Leider nimmt sich nicht jeder diese Zeit, und macht dann "nach Feierabend" mit seiner eigendlichen Arbeit weiter, wenn durch den Azubi mal 1 oder 2 Stunden am tag verloren gingen.
    Die sind aber nicht verloren, da hinterher zahlte es sich auch, indem man selber dann auch regelmäßig etwas ehr Feierabend hatte, da diese Leute es dann auch "richtig" machten, wenn sie ausgelernt hatten und es an die "Hinrichter" weitergaben und denen auf die Finger klopften, wenn man sie zum "Teamführer" machte.

    Leider ist es so, dass vielfach sehr oberflächlich gearbeitet wird und kaum bis keine Eigeninitiative bei den "Einrichtern" gibt, sich weiterzubilden. Die "Bild" ist dann (vielfach) wichtiger zu lesenn :winking_face:

    Edited once, last by Zauberer (June 22, 2009 at 11:18 AM).

  • Servus,
    Die Maschine macht nur das was du einstellst, und aktivierst, Durchlesen der Handbücher hilft dabei sicherlich.

    Ob du es als Staugegendruck, oder wie üblich Staudruck bezeichnest, ist der Maschine momentan scheiß egal.
    Da jede Maschine anderst ist,
    normalerweiße versucht man herauszufinden bei welchen eingestellten Druck fast kein Mat. mehr vorne austritt, den das ist dein theoretischer " 0 bar Materialdruck beim Dosieren ".
    Da haben die A. schon Vorteile aufgrund der neg. Einstellmöglichkeit.
    Habe oft Materialien bei denen 0 ein negativer Material-Wert ( Dosierdruck ) ist.
    mfg

  • Ich möchte nur mal anmerken, dass ich es eigentlich klasse finde wenn beim manuellen dosieren auch etwas Masse vorn rausläuft, da kann ich gewiss sein, dass kein verkokstes Material oder ähnlich geschädigtes Material vorhanden ist.

    Zum Thema Staudruck ansich, finde ich auch, dass es Fragen gibt die ich lieber hier im Forum stelle als das mich mein Meister vielleicht mit einem Blick anschaut.....

    Ihr macht eigentlich genau das was ich gerade beschrieb. :frowning_face:

  • Hallo Kuka.
    Ja, es ist durchaus manchmal sinnvoll, dass beim Dosieren von Hand das Material aus der Düse läuft. Z.B. um das zersetzte Zeug aus der Düse zu bekommen oder um die Maschine zu Spülen.
    Aber die andere Seite ist: Wenn sich die RS-Sperre beim Spülen im Zylinder hin und her bewegt ist die Reinigungswirkung im Bereich der Buchse grösser. Wird die Schnecke nicht hin und her gefahren kann es sein, dass die Buchse sich nicht einmal dreht. In diesem Bereich bleibt das Material aussen an der Buchse und im Zylinder an dieser Stelle kleben. Als weiteres sollte der Staudruck für das erste Aufdosieren sehr niedrig sein, damit ich überhaupt Material vor die Schnecke bekomme. Sonst kann ich beim ersten Schuß Pech mit der Entformung haben, wenn nicht genügend Material eingespritzt wird.
    Nun ist es so, dass die neueren Arburg Maschinen ein Reinigungsprogramm haben. Hier kann mit einem Spülprogramm zeitabhängig dosiert und dann wieder Ausgespritzt werden. Drehzahl, Staudruck, Spritzdruck Spritzgeschwindigkeit und Spülzeit können programmiert werden und als Ausschalt- oder Einschaltprogramm, sowie zum sofortigen Spülen hinterlegt werden. Am Ende jedes Spülganges wird automatisch für den ersten Schuß aufdosiert. Normaler Weise bei Nadelverschluß alles kein Problem. Bei offener Düse und dünnflüssigem Material muss evtl. per Hand dosiert werden.

    Ich möchte hier keinesfalls die Fragenflut eindämmen. Ich möchte eigentlich nur die Ausbildenden kritisieren, die ihren Auszubildenden nicht die Möglichkeit geben sich entsprechend im Betrieb zu informieren. Leider ist es so, dass es den Lehrberuf Kunststoffformgeber oder wie er jetzt heißt Verfahrensmechaniker, Bereich Spritzguß noch nicht sehr lange gibt. Viele der Ausbildenden sind noch aus der Zeit, als man sich die ganzen Methoden selbst erarbeiten musste, weil es noch keine oder nur wenige grundlegende Erfahrungen mit verschiedenen Plasten gab. Oft wurde dann auch nicht weiter gebildet, so dass es viele gibt die nicht wirklich fundiertes Wissen weiter geben können.
    Ich kam eben nur darauf, weil hier jemand eine Grundwissensfrage zum Staudruck gestellt hat. Diese Frage hätte eigentlich wärend der Schulung zum Staudruck aufgeklärt werden müssen. Ich errege mich damit über den Ausbilder :angry_face:

    Edited once, last by petersj (June 22, 2009 at 1:40 PM).

  • Passt schon....

    Das Thema Ausbilder kannst du jetzt sehr lang ziehen. In der Berufsschule, waren auch nur Umgeschulte, im Bereich der Praxis zB war es ein Schlosser der uns die Blasmaschine erklären wollte :face_with_rolling_eyes:, am Ende haben es die Azubis eingestellt damit die Hütte mal läuft.

    Im Grunde muss man aber sagen: Er hat ja in seiner Fragestellung beschrieben, dass er sich belesen hat, aber sich dann Fragen auftaten - vllt war er ja zuhaus und wollte nicht bis zum nächsten Tag warten und/oder dieser hat Urlaub =)

    Möchte nur sagen, das ein Forum für solche Fragen gut geeignet ist, da auch andere jetzt die Frage mit Antwort lesen und nicht mehr zum Ausbilder müssen (ohne dass das Forum die Ausbildung ersetzt)

  • @zauberer:du kannst ganz beruhigt sein,denn die einrichter die sich bei der aussage angegriffen fühlen sind wahrscheinlich die welche sagen (DAS WAR SCHON IMMER SO) :angry_face:
    ich war in einer anderen firma beschäftigt,welche fast nur arburg hatten.ich selbst hatte auf km und engel gelernt.
    dort hatte ich jedenfalls einen einstellkurs von arburg gefunden.nach ein paar wochen nannte man mich nur noch professor weil ich jede freie minute mit lesen verbrachte.ABER nach kurzer zeit konnten die kollegen mich mal(war schon immer so)denn mit voller maschinenkenntnis gelingen einem wunderliche sachen.
    ich mache das jetzt schon 16 jahre und immer gibt es eine geisteslücke zu schliessen.wer das nicht macht ist meines erachtens selber schuld und bleibt auf der stelle stehen.
    und ohne dir in den allerwertesten krichen zu wollen sollte es mehr von deiner sorte geben.die welche ich über die jahre kennengelernt habe, haben nur die ausbildungsqwote erfüllt.

  • Ich finde auch, das bei bestimmten Sachen die Betriebliche Ausbildung zu wünschen übrig lässt, auch die Eigeninitiative der Azubi´s war schon mal besser.
    Letzte Woche bei einer Firma, die eine von uns in Auftrag gegebene Form abgespritzt hat:
    Staudruck 60, Einspritzdruck 180, Nachdruck 20, nur ein grober Auszug. Fällt euch was auf ?
    Der zukünftige Facharbeiter jetzt noch "Azubi" im 3 Jahr hat mit dem Dosierdruck von 60 bar hydraulisch dosiert und er hat es auch noch so gezeigt bekommen im Betrieb von Fachleuten !.
    Die Teile waren absolut gratfrei !!
    Als ich ihn dann bat bitte umzustellen hat ca. 30 min gedauert und er dann die realwerte sah, meinte er nur dazu das der Staudruck doch ein wenig hoch ist, hallo 650 spezifisch ??.
    von einem spezifischen Druck hatte er noch nichts gewußt, oder gehört, geschweige denn wo die aktivierung bei der ma ist.
    spätestens beim dosieren hätte es ihm auffallen sollen das da was nicht stimmt, aber er zog ja die Schnecke von hand zurück und ließ die schnecke dann drehen um mat. wieder nachzuführen.
    mfg

    Edited once, last by Hummel (June 22, 2009 at 5:05 PM).

  • bei uns in der frima sind echt ein paar richtig gute einrichter, aber der spaß hört echt auf, wenn ich als azubi einem facharbeiter erklären muss wie man das gangvolumen berechnet, weil dieser das nicht weiß. es kam auch schon mal einer an, der nicht wusste wie man das ungefähre werkzeuggewicht berechnet!!! sowas kann doch einfach nicht sein! bei mir in der firma konnte mir absolut niemand sagen wie man die holmausdehnung berechnet. ich musste mir vieles selber beibringen, ich sag´ nur, zum glück gibt es die berufsschule in hannover, da hat man echte profis als lehrer (gelernte einrichter mit ingenieur-titel). in der firma bekomme ich sprüche zu hörn wie: "sowas braucht man nicht, es geht auch ohne", "mit einer 3 minus verdienst du als einrichter genau so viel wie mit einer 1, also wozu die mühe?", "was stellst du immer so viele fragen? mach deine arbeit!" aber der immernoch beste spruch war: "schau ins internet, da steht das vielleicht was du wissen möchtest", weil so bin ich erst auf dieses forum gestoßen. hab hier schon viel gelernt.

    man sollte hier niemanden für doof abstempeln. es gibt keine dummen fragen sondern nur dumme antworten ;). lasst uns also niemanden vergraulen der sein wissen erweitern möchte. ich finde dieses forum ist echt gut dafür geeignet um auch azubis zu helfen.


    zurück zum thema: hattet ihr schon mal ein festigkeitsproblem mit pom, weil der staudruck zu hoch war? die teile sind immer gebrochen, dann wurde der staudruck runter genommen und die teile waren gut.

  • Das ist ja "cool" bei euch :grinning_squinting_face:
    Wenn wir gerade dabei sind...
    ...habe nen Einrichter, der seit etlichen Jahren diesen Beruf ausübt, als es mal bei einem Kaffee um die Rückströmsperre (schwankendes Massepolster) ging wurde ich stutzig. Wissen über die Funktion und dessen Anwendung = 0
    ....Die ist halt da drin....

    Tony
    Hoch ist relativ, wie hoch war denn der Staudruck? Bin der Meinung ein höherer Staudruck bringt auch ggf einen höheren Spritzdruck mit sich.

  • Tony und POM
    Pom ist bei dieser Geschichte oft recht problematisch. Ein hoher Staudruck kann zum Abbau der Moleküle führen. Diese Restbausteine sorgen für eine Störung bei der Kristallisation, wodurch die Mechanik extrem nachlässt. Einschlüsse (Stippen) können bei diesem Material die gleiche Wirkung haben. Kaum ein Material weist hier die gleiche Empfindlichkeit auf.

    Oder ist es ein POM-GF? Vielleicht die Glasfasern zermalen.

    Edited 2 times, last by petersj (June 23, 2009 at 12:51 PM).

  • Quote

    Original von Kuka
    Tony
    Hoch ist relativ, wie hoch war denn der Staudruck? Bin der Meinung ein höherer Staudruck bringt auch ggf einen höheren Spritzdruck mit sich.

    so ca bei 80 bar, den habe ich dann runter genommen auf 40-50 bar.

    Quote

    Original von petersj
    Oder ist es ein POM-GF? Vielleicht die Glasfasern zermalen.

    ohne gf, aber mit farbe. hatte über den einzug einen einfärber beim abmustern. wir dachten erst die teile sind gebrochen weil ich zu viel farbe hinzugegeben habe, aber als offizielle lösung wurde das mit dem staudruck im 8d-report eingetragen.

  • mit einer zange wurde getestet. unterschied wie tag und nacht! die teile die schlecht waren, konnte man kaum einspannen ohne sie zu beschädigen und die guten teile hat man garnicht erst kaputt bekommen. ist das möglich das zu viel farbe so etwas auch bewirken kann? oder doch der staudruck?

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!