Schwankung im Schußgewicht

  • Hallo zusammen!

    Ich konnte dem Forum schon viele hilfreiche Tips und Hintergrundwissen entnehmen, aber zum Thema Schußgewicht habe ich leider noch nichts gefunden.

    Zu meinem Problem:
    Wir fertigen für einen Kunden verschiedene Teile aus POM, von ca. 20g bis 45g ohne Anguß. Dieser Kunde verlangt die Dokumentation des Schußgewichts und wiegt auch selbst nach. Soweit so gut. Nur macht er einen Aufstand wenn wir eine Schwankung von max. +/- 0,3g haben, obwohl Aussehen (Oberfläche, voll ausgespritzt, nicht überspritzt,...) und Maße der Teile ok sind.

    Jetzt die Frage (entschuldigt meine Inkompetenz):
    Gibts da Faustregeln oder Richtlinien bezüglich der Gewichtstoleranzen?
    Bei uns kann sich nämlich niemand einen Reim drauf machen, und auf meine soeben gestellte Frage folgt nur Achselzucken und die Antwort, diese Abweichungen wären normal.
    Ich persönlich halte es auch für vertretbar, aber halt nur vom Gefühl her.
    Wäre super, wenn ihr das entweder bestätigen oder - noch besser - mich eines besseren belehren könntet...

    Danke schon mal und viele Grüße

    Plastichead

  • Hallo Plastichead,

    Wir haben bei einigen unserer Teile eine Gewichtstoleranz von 2%!

    Habt ihr denn Gewichtsunterschiede innerhalb einer Materialcharge oder zwischen 2 Chargen??

    Innerhalb einer Charge sollte es schon Möglich sein zumindest fast Gewichtsgenau zu fertigen. Wenn es zu einem Chargenwechsel beim Material kommt, kann es schon eher schwanken, aber mit 2% Gewichtstoleranz kommen wir gut hin!

  • Hallo, qs

    Danke für die schnelle Antwort!
    Das Gewicht schwankt zum Teil von Schuß zu Schuß, was ich hauptsächlich auf Verschleiß der Spritzeinheit und nicht konstanten Mahlgutanteil zurückführe.
    Wie gesagt, Optik und Maßhaltigkeit sind ok, werden auch nicht beanstandet, aber König Kunde bzw. übereifrige Wareneingangskontrolle rümpft schon die Nase, wenn ein Schuß statt 37,43g nur 37,35g wiegt...
    Wenn, wie du schreibst bei euch 2% drin sind, liegen wir ja gar nicht so daneben wie ich befürchtet habe. (Es waren nicht +/-0,3g gemeint, sondern eine gesamte Schwankungsbreite von 0,3g, sorry)

    Habt ihr die Gewichtstoleranz selbst festgelegt bzw. ermittelt, oder wie kommt man darauf? Würde mich noch interessieren.

    mfg
    Plastichead

  • Hallo Plastichead,

    also, von Schuß zu Schuß sollte es schon gleichmäßig sein.
    Schwankungen können aber auch von unterschiedlichen Chargen kommen.
    ABS wiegt nicht immer 1,05 g/cm³, SB nicht immer 1,03 g/cm³. Da gibt es von Charge zu Charge eben auch kleine unterschiede, die sich im Fertigteilgewicht wiederspiegeln können.

    Die Toleranz kannst du in Normen nachlesen, wenn du Normteile produzierst.
    Wenn es keine Normteile sind, musst DU entscheiden, welche Toleranzen DU zulässt, bevor der Kunde es tut :winking_face:
    Du kannst doch an hand mehrerer Produktionen sehen, wo du mit deinem Ø Gewicht liegst!!
    Dann siehst du, wo du Gewichtsmäßig ganz unten und ganz oben liegst, bei gleichbleibender Qualität!!!

  • Hallo qs

    Das mit den verschiedenen Chargen ist auch immer unsere offizielle Begründung. Es handelt sich auch nicht um Reklamationen, wir kriegen das halt auf dem "kleinen Dienstweg" gesagt, d.h. WE-Kontrolleurin des Kunden ruft an und sagt Teile zu leicht/schwer, mit dem Argument, wenn das Gewicht ok ist, muß sie nicht mehr messen (???). Immer nur dieselbe Person, andere Prüfer meinen auf Nachfrage zu dem Thema "Pfeif aufs Gewicht, die Maße müssen passen!".
    Es nervt einfach langsam, vor allem, weil unsere Qualität meistens stimmt.
    Ich persönlich bin leider nicht in der Position, Entscheidungen über Toleranzen zu treffen, will halt auch nicht in der Einstellung rummachen, wenns an den Teilen nichts auszusetzen gibt.

    mfg Plastichead

  • Hallo Plastichead,

    wenn einer in der QS des Kunden sagt " GUT" und der nächste sagt " SCHLECHT", dann ist es doch wohl eher auch ein Fehler Seitens des Kunden, sprich seiner Wareneingangsprüfung.
    Dort müssen doch Feste Anforderungen und Grenzen bezüglich der zu prüfenden Teile vorhanden sein!!!

    Dennoch solltet Ihr euch darum bemühen, so konstant wie Möglich zu produzieren!!
    Aber ich würde mit dem Kunden ersteinmal alle Qualitätsmerkmale ( z.B. Optik, Einfall, Grat, GEWICHT!!! ) festlegen.
    Alles innerhalb der Grenzen ist i.O. alles ausserhalb, ist n.i.O.

  • Hallo,
    auch bei uns gilt (intern) eine Schwankungsbreite von 2 % als i.O. Unser Teilegewicht liegt zwischen 0,2 und 150 Gramm. Genauer bekommt man das auch selten hin, weil der Prozeß ja auch gewissen Schwankungen unterliegt, besonders wenn man auch noch Mahlgut verarbeitet.

  • Hallo zusammen,
    da das Gewicht davon abhängt, wie stark der Kunststoff in der Nachdruckphase verdichtet wird, sollte jeder dieses Kriterium nicht als "Q-Kriterium" behandeln sondern als "Prozess-Kriterium". Zwar ist die Q des Teiles das Ergebnis vom Prozess, aber das Gewicht hat den Q-Leuten des Kunden nicht zu interessieren. Das Gewicht kann problemlos auch ohne Überladung der Kavität in einer Toleranz von +/- 0,5% stabil gehalten werden, Voraussetzung natürlich wie immer: Gute Betriebsmittel und guter Prozess: a) Umschalten über Innendruck, b) Innendruck-Max-Wert mit +/- 5% überwachen. Fließschwankungen mit dem Ergebnis Abweichung vom Innendruck können leicht über Änderung des Nachdruckes auch in den Schichten angepasst werden.
    Verweise auf meinen Bericht im Kunststoff-Berater Mai/2007, wo ich darüber berichtet habe (findet Ihr auch auf meiner HP).

    Also, viel Erfolg auf dem Weg "vom Formfüller zum Spritzgießer"

    Gruß
    Behrens

  • Zitat

    Original von Behrens

    aber das Gewicht hat den Q-Leuten des Kunden nicht zu interessieren.


    Gruß
    Behrens

    :confused_face:

    Aha, das Gewicht hat den Kunden nicht zu interssiere!!!
    Das sag mal den Kunden, die z.B nach Gewicht in Verpackungen abfüllen, oder die Wickelgutindustrie:
    Die freuen sich immer, wenn sie sehr leichte Verpackungen erhalten und dann z.B. auf 2000g
    Endgewicht Füllen müssen.
    Leichte Verpackung = höhere Füllmenge

    Bei gewissen Normteilen hast du auch eine Gewichtstoleranz in der Norm stehen!!!

  • Hallo qs,
    in Einzelfällen hast Du recht, aber das war hier nicht das Thema. "Plastichead" hatte ein ganz klassisches Spritzguss-Problem und nur darauf war ich eingegangen.

    Klar gibt es Fälle, z.B. auch bei der Schwimmerfertigung, wo das Gewicht ein Q-Kriterium für den Kunden ist, aber ansonsten sollte man das Gewicht gegenüber dem Kunden als Q-Kriterium - wohlgemerkt - nur akzeptieren, wenn es für die weitere Verwendung des Teiles relevant ist!

    Gruß

  • Zitat

    Original von Plastichead


    Es handelt sich auch nicht um Reklamationen, wir kriegen das halt auf dem "kleinen Dienstweg" gesagt, d.h. WE-Kontrolleurin des Kunden ruft an und sagt Teile zu leicht/schwer, mit dem Argument, wenn das Gewicht ok ist, muß sie nicht mehr messen (???). Immer nur dieselbe Person, andere Prüfer meinen auf Nachfrage zu dem Thema "Pfeif aufs Gewicht, die Maße müssen passen!".

    mfg Plastichead


    Das hört sich doch eher danach an, das auf der anderen Seite jemand zu faul ist die Teile zuvermessen :grinning_squinting_face:
    Wenn das der Chef wüsste :face_with_tongue:


    Ne andere Frage, wird das Material eingefärbt oder Regranulat zu gefügt oder sogar verarbeitet ?

  • Zitat

    Original von Plastichead
    Hallo, qs

    Danke für die schnelle Antwort!
    Das Gewicht schwankt zum Teil von Schuß zu Schuß, was ich hauptsächlich auf Verschleiß der Spritzeinheit und nicht konstanten Mahlgutanteil zurückführe.
    mfg
    Plastichead


    Hallo Dima,
    am besten unten anfangen mit lesen. :grinning_squinting_face:

    Einmal editiert, zuletzt von Alex (10. September 2007 um 11:33)

  • Alex
    Das Regranulat verarbeitet wird hab ich wohl überflogen.


    Die Frage mit dem Batch bleibt aber noch offen.
    Interresant wäre dann aber wieviel Regranulat verarbeitet wird, zu 100% oder wird es nur zu einen bestimmten Prozentsatz zugemischt ?

  • Hallo!

    Welch eine Flut an Antworten! :smiling_face:
    Freut mich sehr!
    qs und Ralf:
    Die von euch erwähnten 2% habe ich als argument vorgebracht und wurden vom Kunden als Toleranz akzeptiert. Lustiger weise handelt es sich bei der "übereifrigen" WE-Prüferin um die Urlaubsvertretung, die sich wohl etwas profilieren wollte... Wir haben das jetzt mit den richtigen Leuten besprochen und problemlos geklärt.

    Behrens:
    Ich gebe dir vollkommen Recht mit dem Prozeß und den Betriebsmitteln.
    Leider kann ich meinen Job nur so gut machen, wie es die Ausrüstung zuläßt, soviel habe ich als "Angelernter" in 4 Jahren Praxis schon gelernt.
    Und je mehr Erfahrung und Hintergrundwissen (Dank dem Forum :)) ich sammle, desto deutlicher sehe ich Dinge, die nicht rund laufen und Probleme verursachen. Wir kriegen alle Werkzeuge von den Kunden gestellt, von nagelneu bis schrottreif ist da alles vertreten, wobei neu nicht immer gut bedeutet.

    Dima:
    Das Material wird mir Masterbatch eingefärbt, vor der Trocknung gemischt, evtl. auch mit Mahlgut (Ausschuß), und über Saugförderer zur SGM befördert, wo über eine Weiche noch der gemahlene Anguß-Abfall aus einer Beistellmühle zugeführt wird.
    Der Mahlgutanteil liegt bei max. 50% (geschätzt).

    mfg

    Plastichead

  • hi Plastichead, das sind doch mal infos mit denen man was anfangen kann.

    Damit hast du gleich 2 Störgrößen, die das Gewicht beeinflussen können.


    Masterbatch im Material sorgt generell für ein Gewichtszunahme. Da das Batch bei euch vorher schon dazu gemischt wird, dann denn Weg über denn Trockner zur Maschine geht, kann das Mischverhältniss von dem Ziel von z.B. 2% Anteil schon abweichen. Je nach Dosiervolumen kann da schon mal das Gewicht der Teile von Schuss zu Schuss unterschiedlich sein.
    Eine Möglichkeit wäre wenn du ein Dosiergerät installierst, das möglichst nach am Einzug angebracht wird, so könntest du denn Batch Anteil wesentlich genauer halten.


    2ter Punkt.
    Wie ich das verstanden habe, werden die Angüsse bei euch eingemahlen und dann über eine Weiche wieder dem Trichter zugeführt.
    Mahlgut hat eine andere Viskosität als Neuware, weil durch das Mahlen die Molekularstrukur zerstöt wird, das führt zum Qualitätsverlust, das Material hat eine größere Viskosität und ein anderes Fließverhalten. Mit einen Mahlgut Anteil von ca. 50% hast du bei jeden Schuss ein anderes Mischverhältniss von Neuware und Mahlgut, weil du durch die Weiche für eine sogenanntet Schichtbefüllung im Trichter hast.
    So erkläre ich mir denn Gewichtsunterschied bei jedem Schuss.


    So langer Text kurzer Sinn, wenn was nicht stimmen sollte,lass ich mich gerne des besseren belehren, meine Arbeitserfahrung reicht gerade mal auf 23 Monate :winking_face:

  • Hallo Dima,

    was du schreibst, deckt sich im großen und ganzen mit meiner Theorie.
    Hinzu kommt noch Verschleiß an den Maschinen.
    Danke trotzdem für die Tips!
    Von den beschriebenen Abhilfe-Möglichkeiten kann ich mittelfristig leider nur träumen, kostet ja Geld!

    mfg

    Plastichead

  • Hallo zusammen,

    das ist ein beliebtes Thema.

    Es kommt immer auch auf viele faltoren an.
    Selber habe ich einen Artikel auf einer ca. 15 jahre alten Kraussmaffei gefahren.
    Hatte ein Schwankung von +-3 Gramm bei etwa 3,5 kg Schussgewicht.
    Also diese KM lieferte problemlos +- 0,15 bis 0,20 % über die Schicht gesehen, und das, die Bemerkung sei erlaubt ohne werkzeuginnendruckabhängige Umschaltung.
    Es geht also alles, man muss nur bestimmte Randbedingungen einhalten, sowie dei maschinen entsprechend warten.

    Einmal editiert, zuletzt von Zauberer (11. September 2007 um 21:43)

  • Hallo Zauberer,

    bei Verarbeitung von amorphen Kunststoffen nenne ich das "Füllen auf Anschlag bis nichts mehr hineinpasst". Ja, auf diese Art bekommt man auf fast jeder Maschine geringe Gewichtsstreuung. Würde aber heißen, daß man in diesem Fall (3,5 kg Schussgewicht) ein enormes Materialpotential mit geregeltem beherrschten Prozess über Innendruck einsparen könnte (ca. 175 kg/1000Teile), von den anderen Nachteilen ganz zu schweigen!

    Maschinen-Wartung sollte in der heutigen (anspruchsvollen) Zeit kein Thema mehr sein ... aber ich weiß, gerade die, die mit diesen Kosten ein Problem haben, bringen ihr (teures) Auto regelmäßig zur Wartung, obwohl es viel weniger leistet als eine SGM ...

    ... so sind wir Menschen halt ...

    Ich wünsche allen einen schönen Tag ...

    Gruß
    Behrens

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!