Brauch mal Eueren Rat

  • Hallo,

    ich brauch mal Eueren Rat. Das Thema passt weder zu Maschine, Form oder Material, deswegen hab ich´s hier mal eingestellt.
    Ich mach´s mal chronologisch:
    Angefangen hat´s mit dem was wir allle brauchen, eine neue Form.
    Die ist also gebaut worden und kam dann zur Erstbemusterung zu uns.
    So weit - so gut. Derartige Teile (Frontrahmen für Bedienfelder) wurden immer aus dem gleichen Material gemacht ABS/PC mit n´bisschen Flammschutz von einer Firma von der man glauben könnte die machen generell elektrisches (hoffe habe den Namen gut umschrieben). Das ging also 14 Formen lang gut. Dann hat jemand (also der Kunde) gemeint er müsse ein Material von einer Firma nehmen die eigentlich Arznei herstellt. War ja vielleicht noch OK weil es auch ABS/PC mit dem gleichen bisschen Flammschutz ist (laut Hersteller ja ganz genau das gleich - ha,ha). Beim ersten einspritzen mit Nachdruck etc. gabs dann einen hübschen Knall - was war passiert? Halle zusammengebrochen? Maschine zerrissen? Roboter runtergefallen? übergewichtiger Kollege umgekippt? Nein weit gefehlt, das war das Herzerfrischende Geräusch des entformens. Man wundert sich (oder auf bayrisch "Ja varreck". Kurz und gut gings halt schlecht raus, sehr viel schlechter als mit dem Material von den "elektrogenerellen". Na OK lassen wirs halt polieren und noch mehr Auswerfer setzen, die Konizitäten erhöhen etc. Naja als es dann endlich mal ging - neue Muster, aber diesmal mit Konstrukteur. Neues Problem - Verzug. Erklärung plastische Seele Wanddickenunterschiede - verschiedener Schwund im Teil - Verzug. Klingt komisch iss´aber so. (Also klang für den Konstrukteur komisch) Naja auf jeden Fall wollten sie halt ein gerades Teil, also wurde die Form so vergewaltigt, das ein delta Teta von 75°C ja 75°C zwischen DS und AS herrscht. Warum? keiner wollte einen Wärmeleitstahl bezahlen oder die Nacharbeit (spannen, Hitzerelaxation etc.). Nun gut man spielte also mit allem was man zur Verfügung hatte rum (in der Maschine) bis der Verzug minimiert wurde.
    Resultat - Prozess instabil Ausschuss 30%. Aber des Menschen Wille ist ja bekanntlich sein Himmelreich. OK man meldet sich halt weil man von den 30 mindestens nen nuller weghaben möchte, keiner sagt was. Gut!
    Bis plötzlich Scheffe kommt und erzählt, das alle anderen Firmen die dieses Material benutzen, ich sag mal, "dürfen" die gleichen Probleme haben. Kurz und gut tat ich es ihnen gleich und prompt stand jemand von der Tablettenfirma (wie geschickt ich es vermeide den Herstellernamen zu nennen - gelle :P) mit Kunden vor der Tür und hat also wie es nicht anders zu erwarten war als erstes mal den Fehler bei...
    ... mir gesucht. Da bin ich halt ein bischen empfindlich und konnte dann jeden Einstellparameter erklären (Der Verzug Ihr erinnert euch). OK, dann wollten also die die Form bei sich haben - hammer hingeschickt und folgende Empfehlung erhalten. "Der Ausschuss kann minimiert werden wenn der Anschnitt von 3,5mm auf 4,5mm erhöht wird". Gut sagte man, aber dann wird der Abriss halt grösser und der Anspritzpunkt höher. Kunde sagt mach nichts wir sagen OK. Anschnitt vergrössert Änderung marginal. Dann Reklamation - Warum? Erhöhter Anspritzpunkt - Nacharbeit (iss ja nicht so, dass keiner was gesagt hätte).
    OK weiter. Plötzlich fällt jemanden auf - Ja die Einfallstellen bei den Wanddickensprung von 2 auf 5 mm mit der Wand dahinter, die können wir nicht nehmen, weil wir kleben ja da eine Chromstyle Folie drauf. Wie gut, dass man einen grösseren Anguss hat. Also drücken wir diese lästige Einfallstelle einfach mit einem Nachdruck raus der ausreichen würde ein 10Tonnen Form in den Orbit zu schiessen. Und das alles in der Zeit die reicht um sich einen Bart wachsen zu lassen. Warum denn nicht. Ja weil - die Sache mit der Entformung. Kunde sagt iss egal Hauptsache schön. Gut mach ma schöne Teile mit dem Energieverbrauch einer Kleinstadt. Alle Freuen sich. Bis auf den Kunden, denn der hat unterm Mikroskop Risse um die Auswerfer entdeckt. Und das an einer Stelle wo die Teile in einen Rahmen gespannt werden. Und wenn da jemand mit einem Drehmoment von 1200000 kn anzieht dann bricht das 5 mm Teil ganz genau dort.
    Ich weiss das war viel zu lesen aber iss Reklamieren vielleicht Olympisch geworden und ich weiss es nicht? Kennt Ihr solche Fälle. Ich kann nicht mehr. Letzte Woche haben die eine Auffälligkeit an einem anderen Kunststoffteil reklamiert, dass schon 7 Jahre läuft. Man höre und staune, es handelte sich dabei um den Anspritzpunkt. Was wird denen noch einfallen? Am Donnerstag ist Rapport, weil die Teile die kann man ja so nicht nehmen. HIIIIILLLLLLLLFEEEEEE!!!!! :loudly_crying_face:

  • Hallo,
    habe den Artikel ermal hierhin verschoben, passt besser.

    Die Politik mancher Firmen lässt halt heutzutage echt zu wünschen übrig. Da wird versucht, mit irgendwelchen Methoden Geld zu sparen. Es wird Reklamiert, wo es nichts zu reklamieren gibt. Die Artikel wurden seit Jahren ausgeliefert und alles immer bestens. Dann stellt der Kunde in der Fertigung was um, spricht aber nicht mit seinem Lieferanten darüber. Der Liefert natürlich weiter seinen Artikel und mit nem mal steht da ne Reklamation ins Haus.

    Beim Thema Material vom Kunden bin ich vorsichtig.
    Ist das der Fall, dass der Kunde sein eigenes Material verarbeitet haben möchte, wird dies nur unter Vorbehalt durchgeführt.
    Es wird am Anfang der Serie erstmal geprüft ob es sich überhaupt für den gedachten Verwendungszweck eignet. Ist dies nicht der Fall werden dem Kunden alternativen vorgeschlagen.

    An Deiner Stelle hätte ich dem Kunden ein Teil präsentiert, welches ihr mit eurem bekannten Material gespritzt habt, um zu beweisen dass das Werkzeug was ihr Konstruiert habt in Ordnung ist. Denn wenn ich Dich recht verstanden habe lag es nur am Material, dass ihr nichts ordentliches aus dem Werkzeug hervorgebracht habt.
    In dieser Situation ist immer ein Kompromiss gefragt.

    Mein Tipp versuch durch ein anderes Material das beste aus dem Werkzeug rauszuholen und dann dem Kunden vorzustellen. In der Hoffnung, das dieser Kompromissbereit ist.

  • Hallo Alex66,

    1. mein Beileid!
    2. Danke für den Augenkollaps!!

    Um Ernst, es wurde ja schon öfters an anderen Stellen darüber gesprochen, das die Angaben der Hersteller nicht immer viel Wert sind!!

    Habt ihr selber mal Versuchsmessungen durchgeführt??
    Sprich Fließverhalten, Fließspirale und der gleichen?

    Ansonsten kann ich den Tipps von HK nur beipflichten!!

  • Danke für Euere Antworten,

    das Problem ist ja, dass Teile mit dem "alten" Material sich zwar leichter entformen, aber der Verzug ist der gleiche. Sagen die. Stimmt zwar aber es ist ja bewiesen, dass dieses Material sch.... ist. Andere Firmen haben damit ähnliche Probleme. Das Material ist 3 mal so teuer wie das "alte". Aber der grosse Kunde will ja nicht von einem Materialhersteller abhängig sein. Der Oberguru möchte auf keinen Fall eine weitere Diskussion über Materialwechsel - was ja OK ist, aber dann muss man halt einen Tod sterben.
    Bei denen weiss A nicht was B tut, jeder reklamiert an diesem Teil mal so ein bischen rum, vor ner halben Stunde hab ich erfahren, dass dieser "Weissbruch" (weil Crazing kennen die nicht) der eine kleine Ritze an der Oberschicht ist (wohlgemerkt liegen darunter 4,8mm unbeschädigte Struktur) genau 0,2 N aushalten muss und die haben Angst das reisst. AAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH :loudly_crying_face: :loudly_crying_face: :loudly_crying_face: :loudly_crying_face:

    Ach und offensichtlich kann ich nicht "kurz" schreiben - sorry :face_with_rolling_eyes: :face_with_rolling_eyes: :face_with_rolling_eyes:

  • Hallo Alex66,

    hab selten so gelacht, beim Durchlesen eines Thema`s, obwohl

    die Realität sich leider genauso widerspiegelt, wie du Sie beschreibst,

    manchmal könnte man meinen, dass die Reinemachefrau oder der

    Hausmeister eines Kunden auch schon reklamieren dürfen.

  • Diese Problemtik kenne ich auch. Wenn nicht der Kunde das Material ändert macht es irgendwann mal der Einauf. Ich hab schon einen Horror vor Materialmuster. Das Prozessfenster von Materialien scheint immer kleiner zu werden.

  • Hallo Bubblemaker,

    :confused_face: :confused_face: :confused_face: Ich kann gerade nicht ganz folgen....
    Ok, der Einkauf schlägt ein neues Material vor, da es günstiger ist, aber er kann doch nicht entscheiden ob es letztendlich genommen wird!!!!
    Oder wie läuft das bei euch??

  • qs
    Nee...nee entscheiden tun die vom Einkauf das nicht. Wenn aus der Produktion ein NEIN kommt dann wird das Material auch nicht geändert. Aber es gibt immer wieder diskussionen. Ändert doch die Einstellung, was kann ma am Wkz ändern usw.... Ich denke Ihr kennt das Problem.

  • Hallo Bubblemaker,

    eigentlich nicht!!

    Zum Glück!!!!!
    Wir wechseln nur Materialien, wenn das neue Material die gleichen mechanischen Werte hat, da ist für uns entscheident!!!

  • Zitat

    Original von qs
    Hallo Bubblemaker,

    eigentlich nicht!!

    Zum Glück!!!!!
    Wir wechseln nur Materialien, wenn das neue Material die gleichen mechanischen Werte hat, da ist für uns entscheident!!!

    Das kenne ich, nur lässt es sich leider nicht immer gleich verarbeiten :angry_face:

  • Zitat

    Original von qs
    Hallo Bubblemaker,

    :confused_face: :confused_face: :confused_face: Ich kann gerade nicht ganz folgen....
    Ok, der Einkauf schlägt ein neues Material vor, da es günstiger ist, aber er kann doch nicht entscheiden ob es letztendlich genommen wird!!!!

    Doch das ist möglich. Bei einem unserer Kunden entscheidet sogar der Ek über die Qualität. Auch wenn die QS was anderes sagt.

  • Hi@all,

    man sollte die Macht der Einkäufer keinesfalls unterschätzen,

    denen ist doch egal, wie der Lieferant mit Alternativmaterialien

    klar kommt, da zählt doch nur die Einsparung.

    Meistens ist`s doch so, dass Einkäufer nur über relativ kurze

    Zeit in einem Betrieb beschäftigt sind, wenn dann die Einsparpotentiale

    ausgeschöpft sind, wird die Firma gewechselt mit " guten Referenzen"

  • Hi @ all,

    Das ist wieder was anderes, wenn der EK vom Kunden zu einem sagt, " Nimm günstigeres Material! " bzw. wenn er klar macht, das er ein Produkt günstiger haben möchte! Was soll man tun? Wie kann man günstiger produzieren?
    Dann ist der erste Gedanke natürlich das Material!
    Wie ja bereits geschrieben wurde, ist dem EK des Kunden egal wie man es anstellt mit dem neuen, günstigeren Material vernünftige Teile hinzubekommen!!!

    Ich sprach vom EK im eigenen Haus!!! da liegen die Dinge doch wohl ein bischen anders, oder wie ist das bei euch?

  • Ähnliche Probleme haben wir auch...Ein Werkzeug wird ür ein bestimmtes Material geplant und funktioniert damit auch prima und plötzlich merkt der Kunde das er ein ganz anderes braucht. Mit dem neuen Material entformt natürlich garnix mehr richtig...inzwischen haben wir bei nem relativ kleinen Teil um die 60 Auswerfer drin :face_with_rolling_eyes:

  • Hy,

    ist besser gelaufen als erwartet - viel besser. Wir kommen da also an - ich mit einer Stinkwut im Bauch. Ein grosser Ordner mit allem was nötig ist um zu beweisen wer´s verbockt hat. Ja und dann passiert das allerschlimmste - sehen die doch tatsächlich Ihren Felher 100% ein - nehmen die Reklamation zurück und bezahlen die Formänderung die nötig ist um das "neue" Material zu entformen.
    Die spinnen die Römer.
    Viel Wirbel um nix tz tz tz :face_with_rolling_eyes: :face_with_rolling_eyes:

    Grüsse Alex

  • Hallo Alex66,
    auf der einen Seite gut und auf der schlecht.

    Schlecht:
    Man hat sich um sonst wieder aufgeregt und Nerven verloren.

    Gut:
    Ihr müsst euch nicht mit denen rumschlagen. Wenn die den Fehler 100% eingesehen haben bleiben euch Kosten erspart.
    Zu hoffen ist auch, das die aus ihren Fehlern lernen (aber das ist halt so eine Sache).

    Dann kannst Du Dein Wochenende ja ohne eine Sorge weniger verbringen :grinning_squinting_face: :winking_face:

  • qs,

    bei uns läuft das glücklicherweise schon so, dass zwar Material

    vom Einkauf vorgeschlagen wird, aber schon noch von Fertigungsseite

    bzw. QS freigegeben wird oder auch nicht.

    Spricht ja auch nichts dagegen, wenn man ein paar Euro im EK sparen

    kann, haben ja schliesslich alle was davon.

  • Nur sehr häufig sind die Vorschläge vom Einkauf "lustig" und technisch nicht machbar. Geld alleine ist nicht immer alles. Ich habe nichts davon wenn ich beim Material 5% spare aber dadurch 10% mehr Ausschuss habe.
    Geht allerdings auch anders rum. Billigeres Material besser im Ausschuss und in der Qualität. Immer ganz nach dem Motto: "Versuch macht Klug".

  • Nur sehr häufig sind die Vorschläge vom Einkauf "lustig" und technisch nicht machbar

    Hallo Bubblemaker,

    ob die Vorschläge lustig sind , möchte ich doch bezweifeln,

    ist doch in Ordnung, wenn sich Einkäufer Gedanken über

    Einsparpotenziale machen, wenn die Vorschläge konstruktiv sind, ist

    doch nicht`s dagegen einzuwenden, da im Einkauf ein riesiges

    Einsparpotenzial liegt, wenn man dieses zu nutzen weiss, hat man

    gewisse Vorteile Konkurrenten gegenüber.

    Wobei man schon noch unterscheiden muss, wie weiter unten schon

    beschrieben, ob der Einkäufer von der Kundenseite kommt,

    oder aus dem eigenen Haus, da liegen doch Welten dazwischen.

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