Gewinde im Kunststoffbauteil

  • Hallo Ihr,

    hat zufällig jemand von euch schonmal Gewinde integriert in Kunststoffbauteilen? Es geht um ein Kunststoffspritzgussbauteil aus PA 66GF35 in das ein M16x1 Gewinde eingespritzt werden muss. Wie wird ein solches Gewinde geprüft? Gibt es Normen für Gewinde in Kunststoff? Gibt es Grenzlehrdorne?
    Danke für Eure schnelle Antwort.
    Martin

  • Das Problem ist:
    Wir stellen das Kunststoffbauteil her, das ein Innen-Gewinde M16x1 enthält. Außerdem bekomme ich von einem Lieferanten ein Ventil, welches das Außengewinde M16x1 (ebenfalls Kunststoff) enthält.
    Nun muss ich dafür sorgen, dass das Ventil in die Bohrung eingeschraubt werden kann.
    Dafür benötige ich meiner Meinung nach
    a) Grenzlehrdorn für mein Innengewinde Kunststoffbauteil
    b) Gewindelehrring für mein Außengewinde am Ventil.
    Gibt es diese beiden Werkzeuge für Kunststoffgewinde?

  • Joa da sollte man schon genauer prüfen.
    Wo man das herbekommt?

    Um welche Art von Ventil hadelt es sich hier?
    Ich würde zusätzlich eine Funktionsprüfung durchführen, vorausgesetzt es die Stückzahlen sind hoch genug, so dass es sich lohnt.

  • es handelt sich um ein Durchflussbegrenzungsventil. Aber die Funktionsprüfung ist mir jetzt mal nicht so wichtig. Wichtig wär mir: Wie prüf ich dass beide Gewinde zusammenpassen. Was geb ich meinem Lieferanten des Ventils als Vorgabe? Und wie prüf ich mein Gewinde in meinem Kunststoffbauteil??

  • Hallo,

    ich bin bezüglich "Gewinde in Kunstoffen" unerfahren, aber sind Gewinde nicht eh genormt?
    Sollte eine Funktionsprüfung der beiden Bauteile untereinander nicht ausreichen, sprich zusammenschrauben und sehen ob es passt oder nicht????

  • naja, das problem ist: beide Bauteile werden an verschiedenen Standorten gefertigt und beim kunden montiert.
    Ich benötige also ein Prüfmittel für beide Bauteile und eben auch die Toleranzen der Gewinde für beide Bauteile...

    Gibt es eine NORM für Kunststoffgewinde?

  • Wenn beide Bauteile an verschiedenen Orten gefertigt werden, schlage ich Dir vor Prüflinge aus Messing zu machen. Da passiert bei PA66 GF35 auch nichts. Sprich du fertigst eine Schraube für die Gewindebohrung an, die dem Kunststoffventil entspricht. Ebenso fertigst Du eine Gewindebohrung an , die der Kunststoffgewindebohrung entspicht. So können die Gewinde überprüft werden.

    Dann hast Du so zu sagen eine Mastergewindbohrung und ein Masterventil. Passt das mit den Kunststoffbauteilen überein ist alles OK!

  • Gute Idee, danke für den Tip.
    Aber mit welchen Toleranzen lege ich meine beiden Gewinde aus?
    Gibt es eine Kunststoffnorm für Gewinde M16x1?
    Ich kann doch niemals die Toleranzen eines Metallgewindes im Kunststoff realisieren.
    Ich sollte meinem Werkzeugmacher sagen, mit welchen Toleranzen der das Gewinde fertigen soll.

  • Die Toleranzen legst Du am besten selbst fest. Mir ist keine Norm bekannt, aber mag sein das es da was gibt.

    Ich würde die Toleranz vielleicht bei 0,20mm - 0,30mm ansetzen. Mal versuchen ob man damit zurecht kommt.

  • hallo,

    es ist folgende Vorgehensweise zu empfehlen, die auch schon größtenteils beschrieben wurde:

    - Toleranzen für die Gewinde festlegen
    - Gewindelehrringe und -dorne (GUT und SCHLECHT) beschaffen
    - Nach den Lehrringen die Gewinde prüfen.

    Nur so ist sichergestellt, dass es hinterher auch passt.
    Wird immer mit einem Kunststoffteil geprüft, so treten nach einigen Prüfvorgängen Abnutzungserscheinungen auf und es passt dann hinterher nicht mehr, wenn ein neues Teil genommen wird. Ist so eine Erfahrung bei der Fertigung von Gewinden...

    Ich selber würde kein Teil mit Gewinde fertigen, wenn ich keinen Lehrdorn dafür habe!


    Gruss
    Z.

  • Zu aller Erst ein herzliches Grüss Gott!
    Aufgrund meines Problems bin ich auf diesen Thread gestoßen und hoffe, mir kann jemand Tipps zu folgendem Sachverhalt geben.

    Habe ein Kunststoff-Spritzguss Bauteil aus ABS bzw. PA 6.6 GF30 vorliegen, in welches Bohrungen im Rahmen des Spritzgussvorgangs bereits eingebracht wurden. Diese Bohrungen haben einen Ø von 3mm und sind gewindelos. Hier sollen Schrauben einmalig reingedreht werden. Die Schraube schneidet sich also den Gewindegang in den Kunststoff.
    Nun sind meine Fragen

    • welche Schrauben man hierzu nimmt (ich meine aus Sicht des Gewindes)? Ich habe an Holzschrauben mit einem DIN 7998 Gewinde, Type H5 gedacht (Steigung 2,2mm, Kern-Ø 3,5mm, Aussen-Ø 5mm. Flankenwinkel: 60°. Sind die DIN 7998 dafür passend? Gibt es eine andere Normschraube, die passen würde? Mehr oder weniger Flankenwinkel günstig?
    • Welche Steigung bzw. welchen Kern-bzw. Aussen-Ø sollen diese Schrauben idealerweise haben? Wie tief muss sie reingeschraubt werden? Bzw. wie viele Gewindegänge sollten im Eingriff sein? Die Schrauben selbst befestigen nur eine Abdeckung - es wirkt keine nennenswerte Zugkraft auf die Schrauben. Die Steigung der o.g. Schraube beträgt 2,2mm. Was verwendet man im Kunststoffbereich da idealerweise? Größere Steigung oder gar weniger?
    • Zugleich sollen die Schrauben aber fest im Kunststoff sitzen, da das Bauteil Vibrationen ausgesetzt ist und sich nicht selbst lockern dürfen. Daher dachte ich, dass eine leichte Differenz zwischen Kern-Ø der Bohrung (3mm) und der Schraube (3,5mm) von 0,5mm gut passen würde, da der Kunststoff ohnedies nachgiebig zum Metall gesehen ist. Das ist zu viel? Soll die Differenz zwischen Kernloch-Ø der Bohrung und Kern-Ø geringer ausfallen?

    Ich hoffe, es kann mir hier jemand Hilfestellung geben?

  • Hallo Schraube,

    vorab. Für amorphe Kunststoffe(ABS) und teilkristalline Kunststoffe(PA66) können nicht die gleichen Schrauben genutzt werden. Holzschrauben haben Eigenschaften, die für Holz geeignet sind, jedoch nicht für Kunststoffe. So schneiden sich die Holzschrauben selbst ihr Gewinde in das Holz bei erhöhter Reibung. Wird solch eine Schraube nun für Kunststoffe genutzt, schmilzt der Kunststoff um das Gewinde herum. Das führt zu einem erhöhten Drehmoment und die Schraube kann beim Einschrauben reißen. Dann ist das Kunststoffteil nur noch Schrott. Natürlich lässt sich dies durch langsames Einschrauben verhindern, nur muss dann auch eine Drehmomentüberwachung her.
    Weiterhin sind teilkristalline Kunststoffe robuster beim Einschrauben. Sie können dem Gewinde der Schraube leichter nachgeben und brechen nicht schnell. Bei amorphen Kunststoffen ist dies nicht mehr der Fall. Ist das Kernloch zu klein, wird dir das Bauteil reißen.

    Frag am besten verschiedene Schraubenhersteller, welche Schrauben für eure Anwendungsfälle in Betracht kommen.

  • Hallo Schraube,

    vorab. Für amorphe Kunststoffe(ABS) und teilkristalline Kunststoffe(PA66) können nicht die gleichen Schrauben genutzt werden. Holzschrauben haben Eigenschaften, die für Holz geeignet sind, jedoch nicht für Kunststoffe. So schneiden sich die Holzschrauben selbst ihr Gewinde in das Holz bei erhöhter Reibung. Wird solch eine Schraube nun für Kunststoffe genutzt, schmilzt der Kunststoff um das Gewinde herum. Das führt zu einem erhöhten Drehmoment und die Schraube kann beim Einschrauben reißen. Dann ist das Kunststoffteil nur noch Schrott. Natürlich lässt sich dies durch langsames Einschrauben verhindern, nur muss dann auch eine Drehmomentüberwachung her.
    Weiterhin sind teilkristalline Kunststoffe robuster beim Einschrauben. Sie können dem Gewinde der Schraube leichter nachgeben und brechen nicht schnell. Bei amorphen Kunststoffen ist dies nicht mehr der Fall. Ist das Kernloch zu klein, wird dir das Bauteil reißen.

    Frag am besten verschiedene Schraubenhersteller, welche Schrauben für eure Anwendungsfälle in Betracht kommen.

    Nun, die Wärmeentwicklung beim Einschrauben sehe ich als vernachlässigbar an, denn die Schraube steckt nur etwa 12mm im Kunststoff. Klar, das Drehmoment sollte nicht zu groß sein.
    Aufgrund der geringen Zugkraft, die die Schraube aushalten muss (befestigt nur eine Abdeckung) ist auch aus optischen Gründen Aluminium 6061 angedacht worden. Daher sollte das Drehmoment beim Einschrauben nicht zu groß sein. Ich nehme an, das hängt davon ab, ob der Kern-Ø der Schraube kleiner als der Bohrungs-Ø des Kunststofflochs ist. In meinem oben genannten Fall habe ich etwa eine Differenz von 0,5mm, wo die Schraube größer ist und (ich vermute deshalb), das Drehmoment beim Einschrauben höher sein wird. Dafür ist der Sitz dann auch strenger.
    Abhängen wird es wohl auch noch davon, wie tief die Gewindeflanken sich in den Kunststoff bohren müssen.
    [/quote]

  • Der Sitz ist nur zu Beginn strenger. Kunststoffe fließen und geben den Spannungen nach. Über die Zeit wird der Sitz nicht mehr strenger, sondern lockert sich. Somit greifen nur die Gewindegänge direkt. Das Kernloch im Kunststoff würde ich leicht größer wählen als den Kerndurchmesser der Schraube.

    Verstehe ich es richtig, dass die Schraube aus Alu sein soll?

  • @Schraube - guck mal hier und Frage dort nach

    https://www.ejot.de/Verbindungstec…TRIAL_FASTENERS

    https://www.ejot.de/Verbindungstec…/p/VBT_DELTA_PT (Prinzip Video)

    Es gibt viele Stolperstellen bei dem Thema:

    • Von der Gestaltung angefangen bis zum Ausfall der Anwendungen im Feld
    • Wenn die Kunststoffe rund um die Schrauben einreißen
    • Hätte ich in Eurem Fall langfristig Sorge, wenn der Kern D der Schraube großer als das Bohrloch ist.
    • Das hat im wahrsten Sinne "Sprengkraft"
    • Bindenähte um die Bohrung herum sind eine Herausforderung
    • ...

    Edited 2 times, last by LutherStickl (May 15, 2020 at 12:29 PM).

  • Der Sitz ist nur zu Beginn strenger. Kunststoffe fließen und geben den Spannungen nach. Über die Zeit wird der Sitz nicht mehr strenger, sondern lockert sich. Somit greifen nur die Gewindegänge direkt. Das Kernloch im Kunststoff würde ich leicht größer wählen als den Kerndurchmesser der Schraube.

    Verstehe ich es richtig, dass die Schraube aus Alu sein soll?

    Ja, die Überlegung besteht - da pro Kunststoff-Teil etwa 80 Schrauben zur Befestigung dieser Abdeckung gebraucht werden - eloxierte Aluschrauben zu verwenden. Aus optischen Gründen, aus Gründen der Korrosion und aus Gründen des Gewichts.

  • Dann wünsche ich viel Erfolg bei der Suche nach solchen Aluschrauben für Holz. Durch die hohen Belastungen beim Einschraubvorgang in Holz, muss man schon bei Edelstahlschrauben aufpassen, dass die nicht reißen.

    Alternativ empfehle ich einen Schraubenhersteller zu kontaktieren. Bei der Menge an Schrauben lohnt es sich angepasste Schrauben zu nutzen.

  • Da kann ich meinen Vorrednern nur Recht geben. Jedes Material braucht seine spezielle Schraube. Die Zeiten, in denen "Holzschrauben" für "alles" benutzt wurden, sind definitiv vorbei. Selbst für die verschiedenen Anwendungen bei Holz gibt es verschiedene Schrauben (großer Hersteller: Wüth). Genau so ist es bei Metallen: Verschiedene Steigungen,Durchmesser, Metalle und Gewindeformen.
    Eine Spax-Schraube ist lange nicht für alles gebrauchbar. Ist vielleicht scheinbar billig, ist aber nicht professionell = Müll.
    Wir haben immer wieder Kunden, sie Material reklamieren, weil Schraubdome aus Kunststoff reißen. Meistens aber, weil tatsächlich falsche Schrauben zu falsch ausgelegten Domen und Materialien benutzt werden.

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